Drei Männlein stehn im Walde

by Kristin Schmidt

Die aktuelle Ausstellung «Rub-a-dub-dub» im exex zeigt Werke dreier britischer Künstler: Jacob Cartwright, Nick Jordan und Stephen McNeilly stellen sowohl ein Gemeinschaftswerk sowie eigene Arbeiten vor.

Zwischen uralten Baumriesen tut sich etwas. Drei Gestalten, winzig im Vergleich zu den mächtigen Eichen, huschen umher und tun unerklärliche Dinge. Sie hacken und messen, tasten und schauen, klettern in und auf die Bäume, halten inne und beginnen wieder von vorn. Fast haben die drei etwas geheimnisvolles, märchenhaftes, doch spätestens, wenn Baseballkappe und Dreitagebart ins Bild kommen, relativiert sich dieser Eindruck etwas. Zu dritt sind Jacob Cartwright, Nick Jordan und Stephen McNeilly in den Sherwood Forest gezogen, um dessen Magie zu ergründen oder zumindest zu erfahren. Wem der Name dieses Waldes bekannt vorkommt, der liegt vermutlich richtig – es handelt sich um jenen Landschaftspark in der Nähe von Nottingham, in dem auch Robin Hood gelebt haben soll. Und wenn es ihn je gegeben hat, so standen auch dieselben Eichen bereits dort, die für die drei jungen Künstler den Aktionsrahmen abstecken.

Cartwright, Jordan und McNeilly haben ihr Kunststudium zur gleichen Zeit in Nottingham absolviert, und auch wenn sich ihre Wege danach getrennt haben, gab und gibt es immer wieder Anlässe zum gemeinsamen Arbeiten. Der Anstoss für die jüngste Zusammenkunft erfolgte von St. Gallen aus: Rachel Lumsden, Vorstandsmitglied von Visarte ost, lud die drei Künstler ins exex ein und startet damit eine Serie von «UK Importen», die sich mit Ausstellungen von Ostschweizer Künstlern in Grossbritannien abwechseln werden.

Die aktuelle Ausstellung wurde für die drei Briten eine Reise in die Vergangenheit. Es ist nicht nur der Ort, der für die drei Künstler mit ihrer individuellen Geschichte verknüpft ist, es ist auch die eigene Kindheit, der unbefangene Blick auf die Natur, die in der Filmarbeit hervortreten. Den Gegenpol zu jenen verspielten Szenen bilden die bewusst monumental ins Bild gesetzten, teilweise abgestorbenen und verbrannten Eichen und die Tonspur mit dem Vortrag von William Coopers Gedicht «Yardley Oak». Mühelos lassen die Künstler die unüberwindlich scheinenden Grenzen zwischen ausgelassener und getragener Stimmung verschwinden, vereinen Absurdität und Apokalypse, Erzählung und Meditation. Ein Grund dafür ist das Zusammentreffen sehr unterschiedlicher künstlerischer Ansätze.

Jacob Cartwright zeigt in der Ausstellung Bilder von hoher suggestiver Qualität. Wie in einem Rebus, einem Bilderrätsel, sind Lebewesen oder Dinge auf den Tafeln zueinander gestellt, die erst auf den zweiten Blick miteinander verwandt sind. Cartwright zeichnet seine Gedankengänge mit und kommt so von einem zum anderen – bis sich ein Assoziationsprozess visualisiert. Die Zartheit der Linien und der Detailreichtum der farbigen Bilder sind vergleichbar mit den Zeichnungen Nick Jordans. Der beschränkt sich jedoch auf die lineare Darstellung. Drei Eichen aus der «Sylva Britannica» von Jacob Strutt sind minutiös wiedergegeben.

Den Gegenwartsbezug stellen wiederum die drei bereits bekannten Gestalten aus dem Sherwood Forest her, die hier als der Bäcker, der Metzger und der Kerzenzieher bezeichnet werden und in den den frechen Kurzfilmen Stephen McNeillys wieder auftauchen. Obwohl der Künstler mit Knetmännchen arbeitet, sind die Ergebnisse nicht zu vergleichen mit den allseits bekannten Produkten aus der Aardman-Werkstatt; sie sind vielmehr deren ästhetisches Gegenteil. Spass machts trotzdem.

Aber wie kamen die drei Berufsbezeichnungen ins Spiel? Das Motto der Ausstellung bildet mit «Rub-a-dub-dub» ein englischer Kinderreim, in dem eben jene drei obskuren Gesellen in einer Badewanne sitzen. Mit einem Augenzwinkern fasst er die Präsentation im exex zusammen, ohne ihr etwas vom Ernst zu nehmen, der trotz der heiteren Töne in jedem Werk steckt.