Schluss mit der Bilderflut. Her mit den Bildern.

by Kristin Schmidt

Knapp zweieinhalb Kilogramm Buch: In der Kunst Halle Sankt Gallen stellte Edition Patrick Frey Beni Bischofs «Psychobuch» vor. In diesem Band findet die tägliche mediale Bilderflut ihren Meister.

Es macht sich gut im Gestell. Passt gerade in die Lücke des nicht mehr benötigten Telefonbuches. Ein Ziegel sozusagen. Und dann diese Aufschrift auf dem Buchrücken: «Psychobuch», in schwarzen, fetten Lettern. Nicht zu übersehen. Wer so etwas im Büchergestell hat, outet sich. Allerdings nicht als Konsumentin oder Konsument von Ratgeberliteratur, sondern als süchtig, süchtig nach Beni Bischofs Bilderwucht.

Geschriebenes gibt’s nur wenig in dem Wälzer, aber dennoch Hilfe in allen Stimmungslagen, von «Laut» bis «Ernst» von «Lustig» bis «Ruhig» und für alles was dazwischen liegt. «Ruhig Lustig», «Laut Ernst», «Laut Lustig» und «Ruhig Ernst» also. Acht Kategorien für die ganze Welt aus Wurstnasen, Muskelprotzen, Fratzen und Katzen, Knete und Kitsch. All das also, was jeden Tag millionenfach durchs Netz strömt und auf Druckmaschinen landet. Was aufs Hirn schlägt und manchmal sogar aufs Gemüt. Der ganze Bilderstrom gebändigt zwischen den beiden Hälften einer Bratwurst, die überdimensional auf den Umschlaginnenseiten prangt. Gebändigt von Beni Bischof, der statt zurückzuschrecken, auf die Bilderflut losgeht und sie sich aneignet, mit den Fingern, mit Stiften, Würstchen und schliesslich diesem Buch. 640 Seiten sind es geworden. Es hätten vermutlich doppelt so viele sein können. Aber genau das ist die Stärke des Buches: Es ist dick und es ist schwer, aber es ist die Summe von Entscheidungen. Die Bilder fliessen nicht einfach immer weiter, sondern sie sind von Beni Bischof ausgewählt, es sind die richtigen.

Wem das nicht reicht, der hat noch die Wortsammlungen am Anfang eines jeden Kapitels. Hier stehen Titelideen und Satzfragmente aus des Künstlers Notizen. Sie sind alphabetisch geordnet, so dass Halluzinationen auf den Hammer treffen und der Mond auf das Museum für miese Kunst. Der Gescheite Hund spielt dummer Hund neben dem Gospel und dem Grossen Sumpf. Und St.Gallen?: „In St.Gallen geht die Post ab“ im (Kapitel) Ernst.

Mehr Infos unter http://www.psychobuch.ch/

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