Ulrike Kristin Schmidt

Gesammelte Texte

Ein Gebäude für Vieles

Das letzte Werk der Künstlerin Bessie Nager wurde für den Kulturfrachter Alpenhof realisiert. Das postum fertig gestellte „Skelett“ ist Kunst-am-Bau-Projekt, Hingucker und ein Haus für kleine Tiere.

Ein fix installierter Radarkasten in St.Anton? Ein Katzenbaum an der Durchfahrtsstrasse? Eine Vogelstation? „Eine Gallionsfigur für den Kulturfrachter Alpenhof“ war angekündigt. Tatsächlich ist die Skulptur von Bessie Nager all das und vieles mehr. Sie ist ein Kunst-am-Bau-Projekt – unter besonderen Umständen entstanden, unter besonderen Umständen fertig gestellt und an einem besonderen Standort eingeweiht. Aber der Reihe nach.

Als Raum für Kunst und Kultur, als Ort der Bibliothek Andreas Züst hat sich der Alpenhof längst einen Platz in der Kulturlandschaft des Appenzellerlandes erarbeitet. Seit der Vereinsgründung im Jahre 2000 war der Alpenhof bereits ein Ort des kulturellen Austauschs eines engagierten kleinen Vereins. Künstler und Dichter, Musiker und Autoren fanden und finden hier den idealen Denkraum, abgeschieden und in einer grossartigen Landschaft gelegen. Als die Liegenschaft erworben werden konnte, stand endlich einer grundlegenden Sanierung nichts mehr im Wege. Was aber ist ein Künstlerhaus ohne Kunst am Bau?

Selbstverständlich wurde bereits vor der eigentlichen Umbauphase ein Kunstprojekt für diesen Ort mitgeplant. Die Kandidatin dafür stand ebenfalls rasch fest: Bessie Nager, Vereinsmitglied und Kulturaktive, unterwegs in öffentlichen und in Kunsträumen. Die 1962 in Luzern geborene Künstlerin war eine aufmerksame Stadtwandrerin, filterte das Gesehene und Gefundene und verarbeitete es in raumgreifenden Installationen. Sie übersah auch jene Apparate und Konstruktionen nicht, die das öffentliche Leben mehr oder weniger lenken sollen und liess sie in transformierter Form in ihre Werke einfliessen.

Denselben wachen Blick und das Gespür für die Wandlungsfähigkeit der Objekte hatte Bessie Nager im Alpenhof. Sie sammelte all das, was bei einem Umbau zumeist auf dem Schutthaufen landet, und fügte es neu zusammen: Das Zopfbrett und die Weinkisten, Fleischbretter und Abfallholz, ein Hundehüttli. Die Künstlerin baute, das Werk wucherte. Es kamen Vogelhäuser aus dem Brockenhaus hinzu, die Sitzflächen von Melkschemeln, Stangen und Stützen. Bei Nagers grosser Einzelausstellung 2009 im Kunstmuseum Solothurn wurde die Plastik dann zum ersten Mal ausgestellt, angelegt war sie jedoch auf Weiterwuchs. Sie sollte auf der Nagelfluhrippe in direkter Linie vom Alpenhof installiert werden und sich dort immer weiter verändern – eine Prozessskulptur, die nie fertig werden würde, deren morsche Teile ebenso ersetzt würden, wie sie immer wieder Platz für Neues geboten hätte. Doch dann veränderte der Unfalltod der Künstlerin alles.

Was jetzt? Wie weiter mit dem lebendigen Werk der Verstorbenen? Mit dieser Frage sehen sich Konservatoren, Sammler und Restauratoren zeitgenössischer Kunst immer wieder konfrontiert. Hauptsächlich stehen zwei Wege zur Auswahl: Entweder das Werk wird im Sinne des Künstlers oder der Künstlerin weitergeführt, zumeist durch die Nachkommen oder Partner. Aber ist es dann noch das eigentliche, authentische Werk? Wer diese Frage verneint, wird anders vorgehen: Der Status Quo wird erhalten, das Werk also an jenem Punkt eingefroren, an dem es durch die Kunstschaffenden nicht selbst weiterbearbeitet werden kann. So ist es nun bei Bessie Nagers Werk. Fast. Denn ein Schritt gab es noch. Schliesslich war „Skelett“, so der offizielle Titel, zu fragil, um im Aussenraum platziert zu werden.

Die Künstlerin hatte bereits vor ihrem Tod damit geliebäugelt, das Werk in Aluminium giessen zu lassen. Unterstützt durch die Kunstgiesserei im Sitterwerk wurde also postum die Aluvariante realisiert. Jetzt steht sie da, mit Zustimmung der Gemeinde an prominenter Position an der St.Antonstrasse und lädt ein innezuhalten, zu schauen, sich zu erinnern. Manche sind aber auch eingeladen, darin zu wohnen, denn Fledermauskasten und Schlupfwespenhaus gehören dazu. Und so wird das „Skelett“ dereinst vielleicht wieder leben, weiterwachsen, sich verändern – ganz im Sinne der Künstlerin.

Teilchenschauer in Farbe

Larry Peters stellt zum ersten Mal in der Galerie Oertli aus. Zu sehen sind Gemälde, Collagen und Objekte in kunterbunten Farben.

„Ich versuche, alltägliche Gegenstände in Bewegung zu bringen.“ Larry Peters (*1940) schreibt diesen Satz bezogen auf kleine kinetische Objekte, ausgestellt in der Galerie Oertli. Der Künstler verwandelt Deckel, ein Giesskannenmundstück und Spritztüllen in Kreisel, Spindeln oder Fahrzeuge. Ein kleiner Stups und schon drehen sie sich, torkeln auf grauem Rund daher, ein jedes in eigener Gangart – alltägliche Gegenstände in ungeahnter Dynamik.

Aber auch dort, wo die Alltagsobjekte fixiert sind, bringt Peters sie in Bewegung. Er versammelt kleine Fundstücke auf monochrom grauen oder weissen Bildflächen. Ohne erkennbare Hierarchie sind sie nebeneinander gesetzt: Schraubverschlüsse, Medikamentverpackungen, Nippel, Stäbchen, Röhren. Wie ein kosmischer Teilchenschauer überziehen sie das Bild. Kleinteilig und kunterbunt.

Angesichts des Ausgangsmaterials mag so mancher an die Kubisten und Dadaisten denken, hatten sie doch bereits vor knapp einem Jahrhundert den ästhetischen Reiz des Alltagspartikels entdeckt. Während jene aber die unscheinbaren Fundstücke in gegliederte Bildkompositionen einbauten, ordnet Larry Peters sie gleich einer All-Over-Struktur an. So entstehen fröhliche Krimskramsporträts. Am besten wirken sie, wenn sie vollständig un gleichförmig die Fläche überziehen und nicht in eine übergeordnete Form gezwängt werden, also etwa in eine kreisrunde Scheibe, die wiederum von einem Kreis aus Objekten umschlossen wird.

Bei zweien der ausgestellten Werke lässt Peters die Bildfläche weiss und ordnet die bunten Dinge am Rand an. Der St.Galler geht damit der Frage nach, wann ein Bild ein Bild ist und welche Zutaten ein Kunstwerk zu einem solchen machen. Solche Reflexionen über die künstlerische Arbeit sind die spannenden Momente der Schau. Larry Peters entwickelt sie aus der Innensicht des seit vielen Jahren tätigen Künstlers.

Der gebürtige Londoner lebt seit fast 45 Jahren in der Schweiz und lehrte fast 30 Jahre an der Schule für Gestaltung in St. Gallen. Der Malerei ist er während der ganzen Zeit treu geblieben. Er hat sie weiterentwickelt, mit Objekten durchsetzt, ihr anschliessend den Raum zurückgegeben, indem er mitunter alle Objekte monochrom übermalt. Immer wieder überlässt er der Malerei vollständig die Leinwand – dann nämlich wenn statt der Gegenstände gemalte Chiffren die Fläche überziehen. Linien führen durch das Gewirr oder in die Irre, sind Weg oder Labyrinth. Ein jedes Werk hat seinen eigenen Rhythmus, Bildzeichen wiederholen sich, werden variiert und abgewandelt. Peters spielt mit den Motiven und nicht nur das.

Als aufmerksamer Beobachter des Kunstbetriebs nimmt er auch diesen spielerisch aufs Korn. In poetischen Wortbildern erkundet er die Essenz des künstlerischen Tuns und in kleinen Schaukästen lässt er Geschäftsleute oder Kunstliebhaber auf Malerei oder Miniaturskulpturen treffen. Die einen behaupten sich gegenüber der Kunst, die anderen ergeben sich ihr bis zur Auflösung. Und die Künstler selbst? Bei Peters sind sie es, die Farbe ins Grau und Licht ins Dunkel bringen.

Kunsthaus Bregenz: Gabriel Orozco – Natural Motion

Materialien, Objekte, Situationen – Gabriel Orozco bewegt sich zwischen Zufall und Auswahl. Das Werk des Mexikaners lebt von der Unmittelbarkeit seiner künstlerischen Geste. Das Kunsthaus Bregenz zeigt eine Ausstellung mit aktuellen Werken und präsentiert ausserdem Bekanntes in abgewandelter Form.

Hier die Ewigkeit, da der Moment. Dort vollendetes Design, da eine zufällig beobachtete Situation. Hier das Naturobjekt, dort die von Menschenhand, von Künstlerhand geschaffene Form. Mal ist ein Werk gerade so oder nur im entsprechenden Kontext noch als ein solches erkennbar, mal ist es das Ergebnis eines aufwendigen, langwierigen Gestaltungsprozesses – keine von Gabriel Orozcos Arbeiten ist wie die andere, aber jede entsteht aus der Welt heraus und aus dem Interesse an dem, was dem 1962 in Mexiko geborenen Künstler auf seinem Weg begegnet, ob Ding oder Erlebnis. So sind der auf einem Felsen liegende Hund oder der aufs polierte Klavier gehauchte Atem Momentaufnahmen, die kaum beiläufiger sein könnten und dennoch nichts weniger als existentielle Fragen behandeln. Zugleich erkundet Orozco die Natur, die in ihr verborgene oder ihr zugrundeliegende Form, so etwa wenn er seine Hände in einen Tonklumpen drückte: „Meine Hände sind mein Herz“. Dieses frühe, intime körperliche Projekt von 1991 findet in der aktuellen Ausstellung im Kunsthaus Bregenz seine Entsprechung in Skulpturen aus immer wieder auf die Arbeitsfläche geschlagenen Terrakottaklumpen. Die Schwerkraft, die Materialeigenschaften und der körperliche Impetus des Künstlers haben sich im archaischen Material eingeschrieben. Dennoch: In der Vielzahl der aktuellen Objekte geht die Stärke der früheren Geste etwas verloren. Aber dies ist ein grundsätzliches Problem der Bregenzer Schau: Sie setzt auf Wiederholung, um eine schlüssige Choreographie zu erreichen. So wird mit dem Walskelett „Dark Wave“ im Erdgeschoss und dem zum schnittigen Zweisitzer verschlankten Citroën DS „La DS Cornaline“ im obersten Stockwerk eine ästhetische und eine inhaltliche Spange geformt. Im vom Menschen verklärten Meerestier in Originalgrösse und der aufs Wesentliche reduzierten Designikone treffen zwei Arbeiten aufeinander, die sich auf Mythen beziehen und als Werke Orozcos auch selbst bereits mythischen Charakter annehmen. Beide sind präsentiert wie ein Allerheiligstes – mit ausreichend Platz für die Aura. Diese aber lässt sich weder einem Knochenduplikat aus Kalziumkarbonat so ohne weiteres verleihen noch der eigens für Bregenz geschaffenen Neuauflage der Autoskulptur. Dass beide trotzdem beeindrucken, liegt nicht zuletzt der Architektur des Hauses. Dessen Terrazzoboden bietet auch den gefälligen 45 Flusskieselskulpturen das perfekte Passepartout.

St.Gallen: Willi Oertig in der galerie|christian roellin

In den ersten zwei Jahrzehnten hat er Interieurs und Landschaften akribisch genau wiedergegeben. Mit der Zeit ist Willi Oertig (*1947) kühn geworden. Der Thurgauer Künstler komponiert seine Gemälde aus homogenen Flächen, lässt Diagonalen wirkungsvoll fallen oder steigen, wählt ungewohnte Draufsichten und extreme Perspektiven. Die Bilder der letzten Jahre sind deutlich leerer und zugleich radikaler als jene Anfänge des Autodidakten, die oft der Naiven Kunst zugeordnet wurden. Was geblieben ist: Der aufmerksame Blick Oertigs für die unspektakulären Orte des besiedelten Raumes, die Tankstellen und U-Bahnen, die Strassenkreuzungen und Garageneinfahrten, die Agglomerationsbahnhöfe und Sportplätze. In Oertigs malerischer Umsetzung und der damit einhergehenden Abstraktion werden daraus Ankerplätze der Melancholie, stille, entrückte Szenerien im Nirgendwo, in der Einsamkeit.

Markus Landert hatte Oertig im vergangenen Winter eine grosse Retrospektive im Kunstmuseum Thurgau ausgerichtet und in ihnen „den ganzen Weltschmerz einer Gesellschaft in der Warteschleife, auf der Durchreise“ geortet. Nun zeigt der St.Galler Galerist Christian Röllin einen Ausschnitt aus Oertigs jüngstem Schaffen.

Hereinspaziert! Hereinspaziert!

Hier locken düstere Ahnungen und lustvoller Grusel, schräge Gestalten und Töne: Das Nextex-Team hat eine vielgestaltige Kunstgeisterbahn inszeniert. Viele Werke sind eigens für die Schau entstanden.

Es ist dunkel. Nacht. Der Pfad ist schmal. Rechts und links türmt sich der Schnee. Hie und da liegt ein Ast, wächst ein Baum. Der schwache Lichtkegel der Lampe wandert – wir wandern mit, sehen, was der Wanderer sieht. Doch was ist das genau? Bewegt sich etwas unter einem der Schneehügel? Ist das Schwarze dort wirklich nur ein Stecken? Wollen wir lieber umkehren? Mitnichten! Grusel lockt, also hinein in die Geisterbahn. Hinein den schwarzen Schlund.

Roman Signers Schwarzweissfilm, 2013 gedreht, ist der Auftakt der „Kunstgeisterbahn“ im Nextex und ein treffliches Beispiel, für das Hühnerhautprinzip. Eigentlich ist in der Winternacht nichts Furchterregendes zu sehen, aber genau diese leere Dunkelheit genügt, um die Urangst vor dem Wald auferstehen zu lassen. Umso mehr etwas im Vagen bleibt, desto höher ist sein Potential zu verstören. Das gilt genauso für Geräusche. Ein paar Schritte weiter im dunklen Tunnel, den Iris Betschart und Adrian Schmid für die Ausstellung entworfen haben, tönt es unheimlich. Es rauscht und rumpelt. Das ist die „Wichtwucht“ von Sven Bösiger, die Tonspur eines Videos, aufgenommen an einem Bergsee im Misox. Die Hirten dort sagen, aus dem See kämen geheimnisvolle Geräusche. Oder bläst nur der Wind ins Mikro? Was es auch ist, die Sinne sind geschärft.

Schliesslich kommt es beim Spiel mit der Angstlust nicht nur auf die entsprechend gestaltete Umgebung an, sondern ganz entscheidend auch auf die Reizerwartung, das nervöse Gefühl und die daraus folgende gesteigerte Aufmerksamkeit. Kein Wunder, dass schon eine sanfte Berührung Schauder provoziert: Sind es Spinnweben oder Fledermäuse, die sich plötzlich in den Haaren verfangen? Aber dazu passt der Klang nicht, dieses leise Klingeln, ein vertrautes Geräusch. Verursacht wird es von Schlüsseln. Sie hängen an zarten Schnüren und werden von einem Windhauch sachte bewegt. Der St.Galler Hans Guggenheim gibt mit dieser Arbeit seinen Einstand im Nextex.

Schlüssel sind ja fast schon ein Muss, wenn es um Geister geht; ebenso die schemenhaften Umrisse nicht näher greifbarer Wesen. Michèle Mettlers durchscheinende Bilder lassen sie erahnen. Mit Emulsion malt die Künstlerin auf Glasscheiben und entwickelt Fotografien darauf. Ihre Bilder, beleuchtet von einer Taschenlampe, oszillieren zwischen Malerei und Fotografie, zwischen Materie und Schatten. Andere Grenzen überschreitet „Erased Beauty“ von Co Gründler. Als Objekt ist es zwar von dinglicher Präsenz, aber Art und Herkunft des todtraurigen Mischwesens bleiben ein Rätsel. Wieder einmal entpuppt sich das Unbekannte als Faszinosum. Aber auch das Vertraute kann solche Reize entfalten. Silvia Studerus stellt Fotos aus der Serie „Busch/Wiese/Wald“ aus. Sie zeigen nichts weniger, aber auch nicht mehr als das im Titel Genannte, sind solide konstruierte Schwarzweissaufnahmen. Und doch: Gerade im Verzicht auf Narration eröffnen sich grosse Gedankenräume, die zu einem zweiten Blick animieren: Vielleicht verbirgt sich doch der eine oder andere Naturgeist in diesen Feldstücken.

Kaum realer sind Jonathan Delachaux´ Mitwirkende, der Genfer Künstler lebt seit Jahren mit drei fiktiven Persönlichkeiten zusammen und hat eine davon eigens für das Nextex in Szene gesetzt. Pascal Schwendener bittet hingegen sein eigenes Publikum um Mitarbeit in einer interaktiven postdigitalen Installation. Doch prädigitale Diaprojektoren sind ein geeigneteres Mittel zwiespältige Gefühle auszulösen: Andy Guhls „Sliced Cat Brain“ ist genau, was der Titel verspricht und zugleich voller bernsteinfarbener Schönheit.

Der Ausstellungstitel erinnert bewusst an den Jahrmarkt. Trotzdem ist die Kunstgeisterbahn kein Gespensterklamauk, sondern eine fein abgestimmte Schau über die Ambivalenz des Grusels. Der kleine Bruder der Angst lockt im Graubereich zwischen Wissen und Vermuten. Die Künstlerinnen und Künstler bewegen sich gekonnt auf diesem schmalen Grat und inszenieren lustvoll düstere Seitenwechsel.

Gut oder Böse

St.Gallen hat eine neue Galerie. Im Schatten von St. Mangen zeigt Sonja Bänziger drei künstlerische Positionen ganz unterschiedlichen Charakters und lässt sich für die Zukunft alle Wege offen.

Schwarz ist er, fragil wirkt er, aber auch standhaft. Er ist massiv und gewährt dennoch Durchblicke. Er steht über einem kreisrunden Grundriss und ist zugleich voller Formenreichtum. Seine Gestalt erinnert an den Baumstamm, aus dem er entstanden ist, und deutlicher noch an einen Turm. Doch der Turm ist an der Basis nicht breiter als am oberen Rand. Zusammengesetzt ist er aus einzelnen, gewellten Ringen. Mithin bräuchte es wohl wenig Kraft, um das übermannshohe Bauwerk umzustürzen. Doch genau dies lässt Anna Schmid offen. Die Künstlerin aus Spiez erforscht einerseits die Möglichkeiten der Holzbildhauerei mit der Motorsäge: Wieviel Material braucht die Skulptur? Wie verleihe ich der Oberfläche Tiefe. Wie feingliedrig kann ein Werk werden, ohne zu zerbrechen. Andererseits lotet sie die Grenzen zum Gegenständlichen aus. Der fragile Turm kann ebenso als Gleichnis für das babylonische Gegenstück gelten, wie er als rein sinnliches Objekt funktioniert. Oder jenes aufrechte Werk im zweiten Raum der neueröffneten Galerie Sonja Bänziger: Es oszilliert zwischen Kleid und Körper und thematisiert sich abgesehen von einer gegenständlichen Lesart die Auffächerung der geschlossenen Form bis in die Nähe zur Auflösung.

In den Gemälden von Karin Frank herrscht von vornherein formale Freiheit. Die Thunerin geht weniger konzeptuell als vielmehr intuitiv und vor allem impulsiv vor. Ihre „Lustblüten“ wollen alles Gute feiern, die florale Schönheit ebenso wie die grossen Gefühle. In schwungvollen Gesten trägt sie Bitumen und Farbe auf, legt Schicht über Schicht, setzt Akzente mit Kreide und Kohle. Da leuchtet und prangt es, da wird geklotzt und gekleckert, da werden künstlerisch schon oft begangene Pfade kaum einmal verlassen. Macht aber nichts, dekorativ ist das allemal; und Sonja Bänzigers Galerie hat ja noch einen Raum. Einen, der auf den ersten Blick nicht zu sehen ist. Einen, der Experimenten vorbehalten ist und für dessen Besichtigung eine enge Wendeltreppe begangen werden muss. Nach unten. In die Unterwelt. Dorthin, wo kein Tageslicht mehr hingelangt und jene sich tummeln, die lieber im Verborgenen bleiben, weil sie entweder Böses im Sinn haben oder ungehemmt ihrer Libido folgen. Passenderweise auf einem Laken. Dieses hat Hans Thomann allerdings über einem Tisch ausgebreitet. Der St.Galler Künstler bespielt den Kellerraum der Galerie mit seiner Installation „Last Supper“. Er hat sie eigens für den Raum und aus dem Raum heraus entwickelt. Im Zentrum bilden zwei leinenbedeckte Tische die lange Tafel, an der nun aber nicht Jesus und die zwölf Apostel sitzen, sondern auf der stilisierte Pärchen sich vereinen. Und wenn es zwar nicht ihr letztes Mahl ist, so doch vielleicht das letzte Mal, denn sie sind umgeben von Handgranaten und Teufeln. Und als wäre dies nicht schon anspielungsreich genug, fügt Thomann dem ganzen Treiben noch eine weitere Ebene hinzu: Alle Figürchen und die Handgranaten wurden im Auftrag des Künstlers in der Art böhmischen Christbaumschmuckes gefertigt und sind ausschliesslich in rot gehalten. Nun ist die Unterwanderung des Weihnachtsfestes mit ganz weltlichen Motiven mittlerweile ein gewohntes Bild, aber so explosiv kam der Baumschmuck im Einzelhandel doch noch nicht daher. Zumal einer der Teufel gar mit weg gesprengtem Haupt daherkommt.

Weihnachtsglitter und Holz, Innerschweiz und St.Gallen, formaler Anspruch und informelle Malerei, Installation und Tradition – Sonja Bänziger lässt sich mit der Eröffnungsausstellung in ihrer Galerie alle Wege offen. Besonders der Kellerraum lässt auf weitere Wagnisse hoffen.

Staub und Stücke

Die New Yorker Künstlerin Allyson Vieira bereitet im Aterlierhaus des Sitterwerkes ihre Ausstellung in der Kunsthalle Basel vor. Der Abend des offenen Ateliers bietet Einblicke in das Werk der jungen Bildhauerin.

Gesteinsmaterial löst sich nicht einfach auf. Das ist bei geologischen Erosionsprozessen nicht anders als auf der Baustelle oder im Bildhaueratelier. Der durch Wasser, Eis, Wind oder Maschinen abgetragene, manchmal bis zu Staub zerkleinerte Stein landet in Flussbetten oder auf der Schutthalde und ist die Basis für neue Erdformationen. Eines geht aus dem Anderen hervor.

Was abgetragen wird, verschwindet nicht, sondern formt Neues, wird dann wieder abgetragen – ein ewiger Kreislauf, der oft unbemerkt bleibt, da er unendlich langsam und stetig abläuft. Ausser bei Allyson Viera. Die New Yorker Künstlerin (*1979) entwickelt ihre Arbeiten angelehnt an zyklische geologische Prozesse: Eines entsteht aus dem anderen. Zugleich sind die Werke extrahierte Zustandsaufnahmen und somit sichtbare Zeichen dieses Kreislaufes.

Am Anfang steht das industriell gefertigte Produkt. Dieses ist hier in der Schweiz verschieden von jenem Vieiras Heimat. Unterschiede bestehen sowohl im Material, als auch in den Normgrössen, die jenseits des Atlantiks nicht dem metrischen System entsprechen. Zum ersten Mal arbeitet die Künstlerin nun also mit Schweizer Lochziegeln an ihren Untersuchungen des menschlichen Masses weiter: Im Projektatelier des Sitterwerkes sind drei Stelen aus Lochziegelquadern entstanden. Noch ragt aus ihnen oben ein stabilisierender Vierkantstahl heraus, wo später eine Zementröhre die drei Stelen miteinander verbinden wird. Noch stehen sie auf einfachen Holzplatten, gehalten von Spanngurten, aber deutlich zeigt sich bereits ihre Gestalt. Mit einem Hüftschwung schrauben sie sich aufwärts und erinnern nicht zufällig an den Kontrapost klassischer Statuen.

Allyson Vieira setzt sich mit der Tradition der figürlichen Bildhauerei auseinander und schafft eine ganz neuartige Synthese von Plastik und Skulptur. Sie baut ein Objekt auf, um es anschliessend gezielt wieder zu reduzieren und überraschende Durch- und Einblicke freizulegen. So eröffnen sich zerklüftete Landschaften oder futuristische Architekturen, wo die Lochziegelquader aufgefräst wurden. Und nicht nur dort: An der Atelierwand im Sitterwerk sind Reliefs aufgereiht aus Gips, Metallteilen, Kabelbindern und Ziegelsteinfragmenten – Resten der skulpturalen Arbeit; sogar die verbrauchten Frässcheiben sind integriert. Bei der Arbeit an jeder Platte fallen wieder Staub und Stücke an, sie werden erneut gesammelt und in eine künstlerische Ordnung gebracht, zusammengehalten von Gips.

Gips war es auch, der Vieira auf Hans Josephson aufmerksam werden liess. Sie hatte bereits mit Gips gearbeitet, als sie Marcus Spichtigs Dokumentarfilm über den Zürcher Künstler sah. Von Josephsons selbstverständlichem und unkonventionellem Umgang mit dem plastischen Material war sie sofort begeistert und fand dadurch neue eigene Wege. Dass Allyson Vieira nun in direkter Nähe zum Kesselhaus Josephson und somit der Werke des von ihr verehrten Bildhauers arbeiten kann, ist für die Künstlerin ein Glücksfall, der noch mehr gute Seiten hat: „Im Gegensatz zu meinem kleinen New Yorker Studio sehe ich hier alle meiner Arbeiten parallel. Ich nutze verschiedene Zonen für verschiedene Werkgruppen.“ Zudem schätzt es Vieira, innerhalb einer hervorragenden Infrastruktur selbständig und fokussiert arbeiten zu können, schliesslich ist sie etwas unter Zeitdruck: Allyson Vieira ist mitten drin in den Vorarbeiten zu ihrer Ausstellung in der Kunsthalle Basel. Dort wird ab September ihre erste institutionelle Einzelausstellung zu sehen sein und es gibt noch viel zu tun – in Basel, aber auch hier im Atelierhaus des Sitterwerkes.

Lieblingsplätze in der Unterführung

Bahnhofsunterführungen zählen nicht zu den Lieblingsplätzen von Städterinnen und Städtern. Doch die Unterführung Ost des Hauptbahnhofs St.Gallen ist jetzt eine Woche lang ein Ort der Lieblingsplätze.

Wer die Bahnhofsunterführung Ost passiert, läuft für einmal an St.Gallens schönsten Plätzen vorbei. Auf den acht Plakatstellen zu beiden Seiten der Passage sind eine Woche lang Fotografien städtischer und stadtnaher Idyllen im Grossformat zu sehen. Die Plätze haben ganz unterschiedlichen Charakter, sie sind kindertauglich oder beliebt für den nächtlichen Ausgang, sie zeigen mal die Ruhe des Stadtrandes, mal die pulsierende Atmosphäre des Fussballstadions, die Badi oder die Kulturoase Lokremise – sie sind ebenso verschieden, wie es diejenigen sind, die dort gern verweilen. Und doch sind alle Plätze miteinander verwandt: Sie gehören zur Stadt und ihren Menschen. Sie sind Ausdruck für ein Gefühl der Verbundenheit mit unserem aktuellen Lebensort, sie zeugen von Heimat. Visueller Ausdruck dieser Verwandtschaft ist die einheitliche Farbigkeit und die Typografie der Plakate. Sie ist als Hommage an frühere Zeiten gestaltet und beruht auf dem Konzept der St.Galler Agentur Alltag.

Alltag hat im Auftrag der Stadt St.Gallen hat eine neue Standortkampagne entwickelt. Das Imageprojekt kommt lebendig, unterhaltsam und publikumsnah daher, denn es erlaubt realen Menschen, ihre persönlichen Favoriten vorzustellen. Es präsentiert authentische Sichtweisen von Bewohnerinnen und Bewohnern auf unsere Stadt. Kein konstruiertes Image – ein gelebtes. Bekannte St.Galler Persönlichkeiten zeigen ihre Lieblingsplätze ebenso wie noch unbekannte St.Gallerinnen und St.Galler. Ganz Junge sind genauso dabei wie Ergraute. Sie alle sind mit einem kleinen Foto porträtiert und mit einem Statement zu ihrem Lieblingsplatz. Und die Suche geht weiter: Die Plakate werden exklusiv nur eine Woche lang in der Unterführung zu sehen sein, doch die Kampagne ist auf mindestens zwei Jahre ausgelegt und wird fortwährend weiter geschrieben, mit weiteren Menschen und Orten. Alle St.Gallerinnen und St.Galler sind eingeladen, ihre Lieblingsplätze zu porträtieren und einsenden. Die Postkartenserie zur Kampagne wird laufend erweitert und auf der Internetseite www.lieblingsplatz.ch werden sämtliche Lieblingsplätze dokumentiert. Zudem sind die Lieblingsplätze Teil des neuen Standortmagazins der Stadt.

Im Zwielicht des Sonnenuntergangs

Seit acht Jahren schon wird einer der Schaukästen an der Hauptpost Herisau mit internationaler Kunst bespielt. Aktuell ist eine Installation des Zürcher Künstlers Thomas Galler zu sehen.

Schon der Titel lässt stutzen: „Palm Trees, Sunsets, Turmoil“. Klar, Sonnenuntergänge und Palmen passen zusammen wie Sofa und Fernweh. Sie entsprechen dem Klischee der heilen Welt in exotischen Weiten, all jenem, was der Alltag hier nicht hergibt und was anderswo in realen oder fantastischen Welten gesucht oder zumindest vermutet wird. Besonders der Sonnenuntergang über dem Meer ist millionenfach verwendetes Motiv. Sei es, um sich selbst zu trösten, sich woanders hinzuträumen mit dem vermeintlich unverfänglichen Sujet; sei es, um den anderen zu vermitteln: Ich habe ihn genossen, den Augenblick, den Anblick, ich war dort und siehe es war schön.

Auch in Zeiten der Digitalkameras und somit der unendlichen Reproduzierbarkeit hat der Sonnenuntergang kaum etwas von seiner Attraktivität verloren. Er ist abgedroschen, abgeschmackt, kitschig und doch das unverändert funktionierende Bild der Sehnsucht nach dem Schönen. Das gilt selbst oder vor allem dann, wenn die heile Welt unendlich weit entfernt ist. Wie in den Krisengebieten dieser Welt, im Irak etwa oder in Afghanistan. Hier treffen sie unmittelbar aufeinander: Palmen, Sonnenuntergänge und Unruhen, Turmoils.

Thomas Galler thematisiert in seinen Werken immer wieder die mediale Präsentation von Kriegen, Kämpfen, von Soldaten, Aufständischen oder Terroristen. Er setzt Magazinfotos in neue Kontexte und arbeitet so die ursprüngliche Brisanz des dokumentierten Ereignisses wieder heraus. Er zeigt im Internet verfügbare Fotografien startender Militärraketen oder Aufnahmen der Luftwaffenparade vor den ägyptischen Pyramiden und lenkt so den Blick auf die irritierende Ästhetik der Gewaltdemonstration. Er greift den sorglosen Umgang der Modeszene mit militärischen Insignien auf oder installiert ägyptische Militärbaretts als minimalistische Wandarbeit.

Für den Schaukasten Herisau hat der 1970 in Baden geborene Künstler nun eine frühere Arbeit passgenau weiterentwickelt. Bereits seit längerem sammelt er Aufnahmen des Sonnenuntergangs von Soldaten und Reportern und hatte diese in den vergangen zwei Jahren ausgestellt. Jetzt übersetzt Galler die vorgefundenen Fotografien ins Postkartenformat und mischt sie mit kommerziellen Sonnenuntergangspostkarten aus touristisch erschlossenen Gegenden. Auf den ersten Blick ist kein Unterschied zu erkennen, auf den zweiten auch nicht. Friedlich breitet sich überall der rotorange Himmel aus über Palmen oder Architektur. Nur hie und da gerät die Silhouette eines Monumentes ins Bild, aber Kampfhandlungen oder Zerstörung sind nirgends zu sehen. Doch jede Postkarte, jedes Foto zeigt immer nur einen Ausschnitt und selbst dieser ist oft nachbearbeitet, geschönt.

Die Versuchungen einer hochästhetischen Bildsprache, die Realität vergessen zu lassen, sind allgegenwärtig. Thomas Galler deckt den Hinterhalt auf, indem er selbst einen legt. Er mischt die heile Welt mit der verletzten, aber der Unterschied bleibt unsichtbar. Wer in den Schaukasten blickt, sieht die schöne Welt und mittendrin sogar ein Stückchen Himmel über Herisau.

Ein Kasten aus Kisten

Die Ledi ist in Gais angekommen. Für die vierte Station der Wanderbühne haben die Kunstschaffenden Katrin Keller und Simon Kindle einen demokratischen Setzkasten entworfen.

Eine merkwürdige Einladung landete im Juni in sämtlichen Briefkästen in Gais und Bühler: Unter dem Titel „Beste Stücke“ wurden alle Einwohnerinnen und Einwohner aufgefordert, sich mit einem Messwerkzeug ins Wohnzimmer zu begeben, um einen dort ausgestellten Gegenstand zu vermessen. Danach galt es, einen Anmeldetalon für einen Setzkasten auszufüllen, damit anschliessend ein passendes Behältnis gebaut und das Objekt auf dem Gaiser Dorfplatz ausgestellt werden kann. Dort nämlich ist die vierte Station der Ledi-Wanderbühne. Und wie schon zuvor in Herisau, Appenzell und Urnäsch bietet das Untergeschoss Platz für einen ganz besonderen Schopf: eine temporäre Kunst- und Wunderkammer. An jeder Station der Ledi nimmt sie eine andere Gestalt an, überall ist sie mit anderem Ausstellungsgut gefüllt. Für Gais und Bühler haben Katrin Keller und Simon Kindle die Idee eines riesigen Setzkastens entwickelt und umgesetzt.

Längst sind Setzkästen nicht mehr nur Sortierkästen für die Lettern im Bleisatz, viel öfter dienen sie dazu, kleine, persönliche Sammlungen zu ordnen und zu zeigen. Diese Sammlungen verlassen den privaten Raum selten. Aber Keller und Kindle präsentieren nun einen Setzkasten für die Dorföffentlichkeit. Oder verwandeln sie den Dorfplatz in ein Wohnzimmer? Die Künstlerin mit Wurzeln in Herisau und ihr ehemaliger Studienkollege an der Hochschule Luzern verwischen mit ihrer Installation bewusst die Grenzen. Der Setzkasten ist selbst bildhauerisches Kunstwerk und zugleich begehbarer Rahmen. Er ist ein intimer Raum zum Verweilen und wird doch auch dem repräsentativen Anspruch einer Sammlung gerecht.

Wie Preziosen in passgenauen Schatullen sind die Ausstellungsstücke in den eigens geschaffenen Holzkästen zu sehen. Deren Bau war Teil des Projektes und diente nicht allein dazu, die Konstruktion zu erstellen: Katrin Keller und Simon Kindle werkelten fast drei Wochen lang auf dem Dorfplatz in Gais. Sie verarbeiteten die Bretter, die Stefan Inauen für sein Ledi-Kunstprojekt in Appenzell gebraucht hatte. Während nun bei schönstem Sommerwetter Kiste für Kiste entstand, gab es viel Gelegenheit zu Gesprächen mit Neugierigen, Schaulustigen und zufällig Vorbeigehenden. Und nicht nur das: War der Rücklauf auf die Einladung, die persönlichen Herzstücke auszuleihen, erst noch etwas spärlich, so stieg er nun im direkten Kontakt. Entsprechend gross ist das Spektrum der Gegenstände im Setzkasten. Es reicht vom Postkutschenmodell des Bühler Wagenbauers über das Melioskop, das seiner Besitzerin Ausblicke aus dem Alltag beschert, oder den fleischfarbigen Kiesel eines Pflästerers bis hin zu den dienstlichen Hinterlassenschaften eines Dorfpolizisten inklusive der Bussenquittungen und der Anleitung für die Polizeiwaffe. Auch Kunst ist zu sehen, allerdings geniesst sie inmitten der eigereichten Alltagsobjekte und Raritäten keinen Sonderstatus, was wohl so manchen lokalen Kunstschaffenden davon abgehalten haben mag, seine Arbeiten in diesem Kontext zu zeigen.

Keller und Kindle geht es aber ohnehin mehr um die Menschen als um die Objekte, um persönliche Erinnerungen und den individuellen Zugang zur Welt. So ergibt sich ein vielfältiges Bild aus den Dingen, die in Wohnzimmern aufbewahrt werden und die bei weitem nicht nur aus Gais oder Bühler stammen. Sogar eine Bibel des Jahres 1667 ist zu sehen. Der Vater der jetzigen Besitzerin entdeckte sie in Zürich, wo das gewichtige Buch einer alten Dame als Podest für den Waschzuber diente. Als er ihr daraufhin einen Schemel baute, bekam er die Bibel geschenkt. Solche Geschichten sind es, die den Dingen zusätzliche Würze geben. Zu erfahren sind sie direkt von Simon Keller und Katrin Kindle oder in den Objektbeschreibungen. Auf jeden Fall aber auf dem Dorfplatz in Gais.