Grenzwechsel – Streifzüge zwischen zwei Kantonen

by Kristin Schmidt

Wenn zwei eng beieinander sind, gibt es immer auch Trennendes. Das ist bei den Menschen genauso wie bei den Kantonen. Selbst wenn sich Menschen physisch noch so nahe kommen, die Haut grenzt sie voneinander ab, sie ist Schutz und Barriere in einem, sie ist sichtbar und fühlbar. So einfach ist es bei den Kantonen nicht: Die Grenze ist da und doch nicht zu sehen. Sie ist durchlässig und dennoch präsent. Grund genug für Gisa Frank, sich auf den Weg zu machen, die Grenze neu zu erfahren, sie zu erwandern, zu unterwandern und zu bespielen.

Die Tänzerin und Choreographin aus Rehetobel unternimmt für das Kantonejubiläum AR°AI500 „Grenzwechsel“. „Ägni, frönti, schregi“ Gestalten sind da unterwegs. In Pelzen, Filz und Haar erinnern sie an Tier und Mensch zugleich, mal frech und übermütig, mal scheu und unscheinbar. Von Herbst 2012 bis Sommer 2013 streifen sie durch die Wälder, tauchen an Wegkreuzungen auf, waten durch Bäche und tanzen über Kreten. Immer entlang der Grenze zwischen den beiden Appenzell. Es gibt Scharmützel und Pausen, stille Linien und laute Rudel. Ständig formiert sich die eigenwillige Wandergesellschaft neu und taucht von Grenzstein zu Grenzstein als sich wandelndes Bild in der Landschaft auf.

Gisa Frank arbeitet sich seit langem an der Ausweitung der traditionellen Tanzbühne. Sie geht in die Natur, bezieht Laien und Zuschauer ein, überschreitet Gattungsgrenzen. Sie untersucht die Wechselwirkungen von Landschaft und Kunst ebenso wie die künstlerische Form: Ab wann wird eine Bewegung in der Natur als bewusst gestaltet wahrgenommen? Wie viele Spielregeln braucht es und wie viel Freiheit ist möglich? Wie verändert der Ort die Bewegung?

Auch für „Grenzwechsel“ werden Landschaft und Weg die Gruppe prägen – eine Gruppe, die überdies in sich selbst dynamisch ist: Spaziergängerinnen, Wanderer, Schaulustige sind eingeladen sich dem Streifzug anzuschliessen. In sechs Etappen geht es von Vorderland bis Säntis und schliesslich bis ins Festspiel auf dem Landsgemeindeplatz in Hundwil hinein. Das Stück „Der dreizehnte Ort“ lieferte einerseits Anregungen für die Figuren und wird nun andererseits durchdrungen. Die in Fell und Filz gewandeten Gestalten werden über die Bühne streifen, das Dach besetzen und sich unters Publikum mischen. Es gilt, die Augen offen zu halten!

Weitere Informationen unter: https://www.facebook.com/Grenzwechsel