Zwischendrin und ohne Pause

by Kristin Schmidt

Im Zeughaus Teufen tut sich was. Auch zwischen zwei Ausstellungen bleibt das Haus geöffnet. In einer „Zwischenstellung“ werden die Werke weiterentwickelt. Auch Neues ist zu sehen und zu hören.

Zum Wesen einer Kunstausstellung gehört es, dass sie für eine klar begrenzte Dauer konzipiert wurde. Sie hat einen Anfang und ein Ende. Nicht nur begeisterte Besucher sind wehmütig, wenn nach der Finissage alles wieder in Kisten verpackt wird – auch den Ausstellungsmachern geht das so. Mal betrifft es Gemälde eines alten Meisters, die aus weltweit verstreuten Museumssammlungen zusammengetragen wurden und nach der Ausstellung wieder für lange Zeit oder für immer getrennt werden. Mal gilt der Abschied Arbeiten zeitgenössischer Künstler, die eigens für den Ausstellungsort geschaffen wurden und nun wieder demontiert oder übermalt werden müssen.

Was wäre, wenn einmal alles anders wäre? Was, wenn die Arbeiten bleiben dürften, wenigstens noch ein bisschen länger? Oder wenn sie sich verändern und in etwas anderes übergehen? Wäre nicht auch die Situation zwischen zwei Ausstellungen zeigenswert? Ueli Vogt probiert es aus: Auch nach „Ausgewogen?!“ ist die Pforte des Zeughaus Teufen nicht verschlossen. Die Eröffnungsschau ist zwar beendet, doch Kurator Ueli Vogt lässt sie in eine „Zwischenstellung“ übergehen – in eine Ausstellung nach der ersten und vor der nächsten. Manche Werke haben das Haus freilich schon verlassen, andere konnten sich aber in versteckten Ecken einnisten und sogar neue sind dazu gekommen.

Zwei Werke sind eine Etage höher in der Grubenmann-Sammlung wieder zu entdecken. Sandra Kühnes Planskelett hängt dort in einer der Nischen unter dem Dach des Hauses. Wie ein Spinnennetz schweben die feinen schwarzen Linien zwischen den massiven Balken. Ein Gemälde von Hans Schweizer hat weit über den Köpfen der Besucher einen neuen Platz gefunden und wird nun zum Dauergast bei Grubenmanns.

Aber auch im ersten Stock hat sich einiges getan und tut sich noch: Der Basler Michael Pfister hatte für „Ausgewogen?!“ Holzbänder über die gesamte Breite des Raumes gespannt. Der Künstler hat die Wellenlinie nun zu kreisenden Trichtern verwandelt, so als bewirke das Ende der Ausstellung, dass sich die Arbeit zusammenzieht. Ihre Dynamik verliert sie dennoch nicht. Gleiches gilt für Jürg Rohrs Wandgemälde. Der Künstler hatte auf die grausilbrige Wand ein dreidimensionales Objekt in die zweidimensionale Ansicht übertragen. Zusammengesetzt aus Quadraten und Dreiecken spreizte es sich ein bisschen schief, aber selbstbewusst über die Fläche. Jetzt übermalt der Künstler sein Bild in Etappen. Immer neue, grosse Kreise in der Farbe des Untergrundes trägt er auf. Wie Löcher fressen sie sich ins Wandgemälde und sind doch eigene Form. Auch Thomas Stüssis „Tobel Futur“ erhält im Verschwinden eine neue Gestalt. Die den Raum hinein gedrehte Aluminiumkonstruktion des Zürcher Künstlers wird nun Stück für Stück zerlegt. Stüssi ist immer wieder selbst mit der Zange an der Arbeit. Aus den Fragmenten entstehen Bechüe der anderen Art. Von Thomas Stüssi ist ausserdem eine Dokumentation seiner Überlegungen zu seinem Kunst und Bau-Projekt zu sehen. Realisiert wurde für den Vorplatz eine Trajektorenzeichnung von Christian Kathreiner, doch es ist interessant, die anderen eingereichten Vorschläge zu sehen. Etwa Christian Rattis Idee, das Alpenlangohr in den Dachstuhl des Zeughauses zu holen. Wiesenpflanzen vor dem Haus sollten Insekten anlocken und diese wiederum die Fledermäuse – ein Projekt, dass vielleicht doch noch umgesetzt wird. Überhaupt zeigt sich das Zeughaus auch in der Zwischenstellung lebendig und offen. Die Versuchsanordnung ist gelungen und findet sogar eine musikalisch Entsprechung. Fast jeden Donnerstagabend entwickeln Kontrabassist Patrick Kessler und Cellist Stefan Baumann im Mittelgeschoss ihr Projekt DOWNHILL weiter. Den Streichmusikern kann bei der Arbeit zugehört und zugeschaut werden – bei freiem Eintritt.