Kunststation Strahlholz

by Kristin Schmidt

Eine Postkarte ist eine Postkarte ist ein Relief ist eine Skulptur, ein Gemälde, eine Fotografie, eine Zeichnung, eine Caramellkreation. Und noch vieles mehr. Im Bahnwartehäuschen Strahlholz zeigt sich in jedem Jahr aufs Neue, was eine Postkarte alles sein kann. Einzig das Format mit den ungefähr 10 mal 15 Zentimetern setzt die Grenzen und selbst die werden umgedeutet. So fungiert beispielsweise eine Klarsichthülle als eine Minivitrine für zwei Holzbonbons. Birgit Widmer hat die beiden süssen Happen geschnitzt. Gemeinsam mit Hans Schweizer, Harlis Hadjidj Schweizer und Werner Steininger gehört die Künstlerin zu den Initianden des Kunsthalts im Wartehaus. Seit 1999 laden sie Künstler und Künstlerinnen ein, im November zu zeigen, was auf DIN A6 passt oder auch nicht. So manches Relief sprengt das zweidimensionale Format in den Raum hinein. Nur das Budget, das wird nicht gesprengt. Jede Karte ist für 30 Franken zu haben und nur an zwei Nachmittagen im Jahr ist Zeit, zu gucken, zu wählen, zu kaufen.

Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit und das Gedränge im Wartehäuschen war gross – kein Wunder, denn der Raum ist so klein und die Kunst so gut.

Sie kamen von überall her, die Postkarten der Künstler und Künstlerinnen. Das Ostschweizer Netzwerk ist stark vertreten, aber auch Kunststudentinnen aus Basel, Akademiestudenten aus Düsseldorf und Karlsruhe oder ein Japaner aus Kassel schickten Arbeiten in verheissungsvoll bauchigen Umschlägen. Wohl keiner kannte all die Künstlernamen, die da mit feinem Bleistift direkt auf die weissen Bretterwänden gekritzelt waren. Macht aber nichts, die neben, unter und über den Namen aufgehängten Werke waren ohnehin die Hauptsache und so manch einer stieg mit einem kleinen Stapel und glücklichem Gesicht wieder ins Appenzeller Bähnli.

Freuen wir uns auf nächste Jahr, auf den nächsten Kunsthalt im Strahlholz.

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