Eine Messe nicht nur für Zürich

by Kristin Schmidt

Die diesjährige Kunst 12 Zürich ist die 18. Ausgabe der Kunstmesse. Im Herbst versammeln sich hier Galeristen und Kunsthändler aus den deutschsprachigen Ländern, Frankreich und Italien.

Im November ist es wieder soweit: Galerien und Kunsthändler erwarten an der „Kunst 12 Zürich“ ihre Gäste. Die Messe findet bereits zum 18. Mal statt und ist seit ihrer Gründung in den Händen von Evelyne Fenner und Raphael Karrer. Fenner glaubte schon in den achtziger Jahren fest an Zürichs Potential für zeitgenössische Kunst: „Meine Überzeugung, dass sich Zürich zu einem der wichtigsten Kunstplätze Europas entwickeln wird, hat sich längst bestätigt. Die Kunstszene, die Galerien in Zürich arbeiten international auf sehr hohem Niveau.“  Was lag also näher, als dieser Szene ein Forum zu geben. Schon damals existierte freilich die Art Basel. Letztere ist nicht nur 25 Jahre älter, sie ist auch viel umfangreicher. Es war von Anfang an klar, dass die Kunst Zürich andere Schwerpunkte setzen musste. Als Ergänzung gedacht, ist sie kleiner und flexibler. Das schätzen auch Galeristen und Händler wie beispielsweise der Zuger Silvan Fässler: „Die Kunst Zürich ist eine schöne, übersichtliche Messe. Das ist sehr angenehm für die Besucher.“ Ausserdem schätzt der Kunsthändler den Standort: „Als Kunsthändler kann ich hier präsent sein, Kontakte wahrnehmen. Das sind Faktoren, die weltweit wirken, auch in Zürich.“ Ähnlich sieht es der Frankfurter Galerist Bernhard Knaus: „In Zürich und seinem Einzugsgebiet, welches von Süddeutschland bis nach Norditalien reicht, leben überdurchschnittliche viele Sammler. Die Messe nutzt dieses regionale Potential sehr gut. Wir nehmen in diesem Jahr zum zweiten Mal teil und hatten im letzten Jahr einen hervorragenden Auftakt.“ Auch für den Kölner Galeristen Heinz Holtmann ist Zürich mittlerweile ein fester Termin: „Ich bin seit 5-6 Jahren dabei. Für mich ist es wichtig, meine langjährigen Schweizer Sammler weiter zu betreuen. Ich war 25 Jahre lang an der Art Basel und bin vielen Schweizer Sammlern verbunden. In Basel hingegen hat sich das Schwergewicht in Richtung der US-amerikanischen Kunsthandelsszene verlagert.“ Gleichwohl wünscht sich Holtmann, dass die Kunst Zürich noch ein bisschen internationaler wird und zugleich, dass „auch die Zürcher Galerien sich stärker an der Messe engagieren.“ Ein Problem, dessen sich auch Messegründerin Evelyne Fenner bewusst ist. Aber die grossen Zürcher Galerien profitieren davon, dass sie ohnehin vor Ort sind, wenn Aussteller und Gäste anreisen. Dafür wird denn auch jeweils im Herbst ein attraktives Galerienprogramm angeboten. Überhaupt ist der November ein idealer Messemonat, wie Fenner versichert: „Die Leute haben genug Sonne getankt, gehen noch nicht in die Berge, Weihnachten steht vor der Tür. Kunst zu geniessen und zu kaufen, ist im Herbst sehr beliebt.“  

Eine der Zürcher Galerien, die zum wiederholten Male an der Kunst Zürich teilnimmt, ist die Galerie Römerapotheke. Philippe Rey dazu: „Letztes Jahr haben wir zugunsten Zürich auf die Messe in Miami verzichtet und es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Heuer werden wir wieder unseren Schwerpunkt zeigen: Papierarbeiten. Unter anderem von Jana Gunstheimer, Sabrina Jung und Florian Heinke.“ Junge Kunst also. Auch Heinz Holtmann und Bernhard Knaus bestätigen, dass an der Kunst Zürich junge Kunst gut verkauft werden kann. Kein Wunder: Die Messedirektoren Fenner und Karrer engagieren sich besonders für die jüngste Generation der Gegenwartskunst. So haben Förderstände an der Kunst Zürich längst Tradition; von Anfang an wurden Einzelpräsentationen besonders unterstützt. Zudem wird seit nunmehr fünf Jahren der ZKB-Kunstpreis verliehen. Die Idee, einen Kunstpreis zu stiften, bestand schon bei der Gründung der Messe. Die Zürcher Kantonalbank erwies sich schliesslich als geeigneter, kunstinteressierter Partner. Von einer Jury ausgewählte 12 Künstlerinnen und Künstler stellen ihr Projekt jeweils in einer Einzelpräsentation direkt an der Messe vor.

Der Preis hat sich in sehr kurzer Zeit einen Namen gemacht. Die klassische Moderne bleibt trotzdem nicht aussen vor. Oberstes Gebot ist immer die Qualität. So auch das Credo von Silvan Fässler. Das Spektrum des Kunsthändlers reicht wie das der Messe von klassischer Moderne bis zeitgenössischer Kunst. Damit jedes Werk seine Präsenz entfalten kann, ist ausreichend Platz nötig. Daher investiert Fässler wie viele andere Aussteller in diesem Jahr in einen grösseren Stand. Doch die ABB-Halle bietet immer gleich viel Platz. So gibt es mit zunehmender Anerkennung der Messe nicht mehr Teilnehmer, sondern mehr Qualität und grössere Kojen. Und die Besucherzahlen steigen von Jahr zu Jahr. Das spricht auch für den Ort der Messe. Seit 1994, also seit der ersten Ausgabe, findet sie in der ABB-Eventhalle statt – ein Bau mit unverwechselbarer Ausstrahlung und langer Geschichte. Die Messearchitektur ist hier nicht Störfaktor, sondern verwächst zur Symbiose mit dem frühindustriellen Raum. Für Evelyne Fenner gibt es keinen besseren Ort. Auch wenn sich manch einer wünscht, dass die Messe etwas zentraler läge, ist sie doch sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmitteln als auch dem Auto sehr gut erreichbar.

NZZ am Sonntag