Zweimal Tanz in der Lokremise

by Kristin Schmidt

Der Tanzabend in der Lokremise vereint zwei Stücke unterschiedlichen Charakters. Cie Prototype Status zeigen eine Solochoreographie. Das eigens entwickelte TanzPlan Stück holt sogar Laien auf die Bühne.

Wer dreimal „Ja!“ sagt, ist nicht unbedingt einverstanden. Wer dreimal „Ja!“ sagt, will mitunter nichts mehr hören, nichts wissen. Von diesen Zwischentönen menschlicher Kommunikation erzählt das eigens für das Festival TanzPlan Ost 2012 entwickelte Stück „Ja! Ja! Ja!“. Es stellt die Beziehungen der Menschen in den Mittelpunkt und bildet einen deutlichen Kontrast zum ersten Stück des Tanzabends in der Lokremise: Den Auftakt gestalten Cie Prototype Status aus Vevey mit ihrer Choreographie „Caso & Caos“. Das Solostück lebt von der tänzerischen Perfektion Elina Müller Meyers und dem Bühnenbild. Letzteres wird  unter den Händen und Füssen der Tänzerin zum Requisit und steuert obendrein den Ton bei: Müller Meyer bewegt sich in einem kreisrunden Feld aus Sand. In Zeitlupentempo durchmisst sie die begrenzte Fläche, spannt sich bis in die Zehenspitzen, richtet sich auf und gleitet zu Boden, schleift sich durch den Sand. Sie verwandelt das Rund in eine Manege, eine Leinwand oder ein Zimmer und verwischt die Verweise sofort wieder. Jede Interpretation tritt in den Hintergrund angesichts der Ästhetik von Bewegung und Körper. Hier wird die Form zelebriert.

Das zweite Stück des Abends setzt einen anderen Schwerpunkt. Die Amerikanerin Sara Pearson und der aus dem Toggenburg stammende Patrik Widrig haben es in den vergangenen Wochen gemeinsam mit acht Tänzerinnen und Tänzern entwickelt. Diese Entstehungsgeschichte spiegelt sich in der Choreographie. Die Mitwirkenden bringen sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit ins Stück ein. Es lebt von ihrem Leben, von ihren Erfahrungen auch dann, wenn die Tanzschaffenden in verschiedene Rollen schlüpfen. Die Sprache ist dabei ein wichtiges Instrument. Dank kurzer Monologe oder Gesprächsfragmente, gepaart mit Solosequenzen und Duetten, ergeben sich kleine Stücke im Stück. Der rote Faden sind dabei die alltäglichen Irrungen und Wirrungen des Zusammenseins. Und wie bei diesen wechseln im Stück die Tempi. Innige Sequenzen folgen auf Passagen unbändigen Bewegungsdranges. Die Tänzerinnen und Tänzer jagen zur eigens komponierten Musik von Pauchi Sasaki über die Bühne, um dann wieder zu sich oder ihrem Gegenüber zu finden. Ebenso mühelos wie unaufdringlich löst das Stück das diesjährige Motto des TanzPlan Ost ein: Der „Sprung über Generationen“ funktioniert bei den Profis wie auch bei den ausgewählten Laien, die das Stück im Duett mit den Tänzerinnen und Tänzern beschliessen.