Videokunst zum Eintauchen

by Kristin Schmidt

Tipp der Woche: Pipilotti Rists gross angelegte Werkschau in St. Gallen

Videoprojektionen sind frontal, zweidimensional, gebunden an die Leinwand. Oder sie flimmern über Böden, Decken und Mobiliar, brechen sich an Raumkanten, umfangen den Betrachter von allen Seiten, vereinen Skulptur und Malerei, sind Film und Farbrausch in einem – dann sind sie von Pipilotti Rist.

Die international beachtete Videokünstlerin hebt die Konfrontation zwischen Projektion und Betrachtenden auf. Sie werden Teil der Installationen, bewegen sich darin und tauchen tief in den Bilderstrom ein. Seit den 1990er Jahren schafft die Schweizer Künstlerin immer neue raumgreifendere, sinnliche Erlebnisse – aktuell zu sehen, zu hören und zu riechen im Kunstmuseum St. Gallen. Rist kehrt mit der retrospektiv angelegten Schau an den Ort ihrer ersten Museumsausstellung zurück. Die Werke leuchten, wogen, rauschen, raunen und reichen von frühen Einkanalvideoarbeiten und Installationen über den hierzulande nie ausgestellten Wald aus filmisch angestrahlten Stoffbahnen bis hin zum eigens entwickelten Farblabor und der Unterhosengirlande. Blütenweiss und vielsagend weht letztere durch den Stadtpark vor dem Museum.

SonntagsZeitung, Tipp zu: Pipilotti Rist „Blutbetriebene Kameras und quellende Räume“, Kunstmuseum St. Gallen