Baden einmal anders

by Kristin Schmidt

Die aktuelle Ausstellung im Nextex versammelt Arbeiten von acht Künstlerinnen und Künstlern. Ausserdem wurde die Künstlerbar von Elisabeth Nembrini neugestaltet.

Folgt das Nextex jetzt dem Wellnesstrend? Von Spa und Saunalandschaft ist zwar nicht die Rede, doch die aktuelle Ausstellung lädt zum Bade, genauer zum „Videobad“. In Bildern schwelgen, eintauchen, abtauchen, sich erfrischen – solche Assoziationen liegen auf der Hand und doch wäre es zu kurz gefasst, wollte man die Ausstellung inhaltlich oder ästhetisch auf solche Aspekte hin einengen. Bereits die Präsentationsformen sind unterschiedlich und erlauben mal intensive sinnliche Erlebnisse, mal geben sie kurze, aber prägnante Denkanstösse.

Die Ausstellungsbesucher erwartet zunächst eine Kompilation aus sechs Videos auf einem Flachbildschirm. Monika Rechsteiners Kamerafahrt durch eine alte Schiffswerft zelebriert die Schönheit des Verfalls: Tropfen, Spiegelungen, ein langsam gleitendes Papierboot, die Narben eines alten Gebäudes und immer wieder das einfallende Licht. Fast gerät ob der Lust am Schauen, die Tragik des Untergangs aus dem Blick. Auch Roland von Tessin startet mit einem Untergang, er löst den Abriss eines Spitalgebäudes in kristallinen Strukturen auf. Erhard Sigrists „ich atme“ erzeugt Beklemmung angesichts eines Menschen mit Gasmaske, dessen immer hektischeres Atmen keinen Ausweg findet. Christine Hagin Witz verfremdet und kombiniert Bilder einer Grossstadt und einer alten, vereinsamten und verarmten Frau zu überdeutlicher Sozialkritik. Thomas Stüssis „Fisch“ gibt da mehr Rätsel auf in seinem Aquarium, umgeben von künstlichen Gefährten.

Isabel Rohner braucht weder Rätsel noch Verfremdung. Ihr Video zeigt sie selbst, wie sie mit zwei Händen und zwei Pinseln „Wer mit zwei Händen arbeitet, ist schneller“ an eine Betonwand schreibt. Sie führt den Satz im selben Moment ad absurdum, in dem sie ihn demonstriert, und hinterfragt althergebrachte Kategorien für Arbeit, indem sie andere Qualitäten zum Zuge kommen lässt.

Wer mit der ersten Bilderdusche den Kreislauf in Schwung gebracht hat und seine Schritte in den zweiten Teil der Ausstellung lenkt, sieht sich in einen Sternennebel gehüllt. Sterne? Teller sind es, aufgerichtet, gedreht, fallend, klirrend, zu Gruppen zusammengefasst, riesig gross oder nur noch als Lichtpünktchen erkennbar. Ursula Palla erlaubt es dem Betrachter, sich in der ausgeklügelten, raumfüllenden Komposition zu versenken, sich dem Kosmos nahe zu fühlen.

Anita Zimmermann schliesslich hat Standbilder zu filmischen Collagen zusammengefügt. Sie  schwebt als Pusteblume übers Feld. Jogger wuseln Ameisen gleich durch den Wald und Finger stolpern über den Sportplatz. Verspielt und verträumt kommt diese letzte Arbeit daher und wird am besten gleich als Anlass für einen zweiten Rundgang genommen, denn langweilig wird es im Videobad nicht.