Valie Export. Archiv

by Kristin Schmidt

Valie Exports Tapp- und Tastkino gehört zu den besonders einflussreichen Werken des 20. Jahrhunderts. Dies gilt sowohl für die künstlerische Rezeption, als auch für die Wirkung auf die Öffentlichkeit. Jener dürften angesichts dieser und manch anderer skandalträchtigen Aktion die meisten Facetten im Oeuvre der Österreicherin verborgen geblieben sein. Doch selbst für Kenner ihres Werkes lohnt sich die aktuelle Ausstellung im Kunsthaus Bregenz.

Das Herzstück der Präsentation bildet das Archiv der Künstlerin. Hier wird einerseits der Entstehungszusammenhang der wichtigsten Arbeiten gezeigt – es sind Drehbücher, Fotos der Dreharbeiten, Konzeptzeichnungen, Filme, Notizen und Collagen zu sehen. Andererseits werden die Werke anhand von Korrespondenzen, Zeitungsausschnitten, Plakaten und anderen dokumentarischen Materialien in ihrem historischen und inhaltlichen Kontext verortet. Was in den eigens konstruierten Vitrinen zu sehen ist, vermittelt dichte Informationen zum Werk der Künstlerin – und zu ihrer angenommenen Identität: Zum ersten Mal überhaupt ist ein Konvolut von verschiedensten mit dem Begriff „Export“ versehenen Erzeugnissen und Artikeln zu sehen, welche die Künstlerin seit dem Beginn ihrer Karriere sammelt.

Auch wenn sie noch so gut präsentiert wird und noch so interessantes Material enthält, wirkt eine reine Archivausstellung mitunter ihrem Gegenstand entfremdet, etwas lebensfern. Dieser Gefahr begegnet Yilmaz Dziewior in Bregenz indem er die Dokumente mit Werken der Künstlerin verflicht. Da ist etwa im Archiv die „Gentialpanik“-Jeanshose zu sehen und im Stockwerk darüber die Fotoarbeit dazu. Im Archiv sind die Materialien zum Tapp- und Tastkino und an anderer Stelle zwei Boxen die sozusagen als cineastischer Vorführraum dienten. Viel Raum nehmen die ursprünglich für das Bregenzer Magazin4 entwickelten „Fragmente einer Berührung“ ein – jene in mit Altöl, Milch und Wasser gefüllten Reagenzgläser eintauchenden 24 Glühlampen.

Im obersten Stockwerk findet sich der Betrachter schliesslich in einem Filmwald. Auch hier sorgt die Mischung von alten und neuen Formaten, von Monitor- und Leinwandpräsentationen, von Spielfilmen, Fernsehsendungen und Videos dafür, dass sich ein vielschichtiges Bild entfaltet. Das Nebeneinander, die Möglichkeit, durch den Raum zu zappen, passt zum Werk einer Künstlerin, deren Thema die technischen Medien und ihr Verhältnis zur Gesellschaft sind.

„Valie Export. Archiv“, Kunsthaus Bregenz bis 22. Januar 2012, Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr, Donnerstag 10-21 Uhr.