Vaduz : Che fare? Arte Povera

by Kristin Schmidt

Was tun? Das Kunstmuseum Liechtenstein ist einer jener perfekten White Cubes, in dem nahezu jedes Werk sublim und damit unerreichbar wirkt. Wie also hier eine Ausstellung zur Arte Povera präsentieren, die aus allernächster Nähe sinnliche und sinnvolle Erfahrungen bieten will?
Das Museum widmet sich der Kernzeit der Bewegung, die eigentlich keine Bewegung war. Es gibt kein Manifest, keine gültige Künstlerliste, keine Zeitbegrenzung. In Vaduz konzentriert man sich auf die Jahre von 1967 bis 1972 und geht von der eigenen Arte-Povera-Sammlung aus – die grösste in öffentlicher Hand nördlich der Alpen. Hinzugekommen sind zahlreiche Leihgaben, darunter auch bisher wenig bekannte Werke. Die grossen Themen der Arte Povera waren: Zeit, Erdgeschichte, Energie und Alchemie. Eines geht ins andere über. Ebenso wenig wie die einzelnen Werke, lässt die Ausstel­lung eine Betrachtung auf Distanz zu. Dicht, direkt auf dem Boden, an der Wand sind die Arbeiten präsentiert. Stets drängen sich Seitenblicke auf, wird das Auge weitergezogen. Schlüsselwerke wie Kounellis‘ feuerspeiende Margarite, Pascalis ultramarinblaue Fellspinne oder Pisto­lettos Tee trinkende Maria fesseln die Aufmerksamkeit, bevor sie von anderen starken Farben, Tönen, Bildern eingefangen wird. Eine Ausstellung voll sinnlicher und geistiger Reize.