Malen, alltägliche Verrichtung

by Kristin Schmidt

Priska Oeler zeigt Werke der vergangenen drei Jahre in einer Ausstellung in Schloss Wartensee. Gegenständliche und monochrome Bilderstehen dabei in wirkungsvollem Kontrast.

Da sind monochrome Energiefelder: Breite Pinselstriche greifen ineinander. Die Ansätze des Malutensils künden vom Entstehungsprozess des Bildes. Zugleich sind diese Pinselstriche in einer aktuellen Werkreihe von Priska Oeler das wesentliche strukturierende Binnenelement, denn die St. Galler Künstlerin konzentriert sich in dieser Serie auf eine Farbe pro Bild.

Doch nicht allein die von den Pinselborsten erzeugten Furchen und Profile gliedern die Bildfläche. In den Unebenheiten fängt und bricht sich das Licht, Schattenfugen entstehen und verschwinden aus anderen Blickwinkeln. Dies lenkt die Aufmerksamkeit noch stärker auf den sichtbaren Duktus. Vehement setzt Priska Oeler die Strichlagen und verleiht ihnen durch die pastose Beschaffenheit physische Schwere. Hier entstehen Formen nicht als Formen sondern als Malerei. Zum Teil lässt sich ein kreisendes Schwingen der malenden Hand nachvollziehen, zum Teil beherrschen expressive, sich scheinbar widersprechende Gesten das Geschehen. Priska Oeler macht den Prozess des Malens zum Bildinhalt. Dies gilt auch dann, wenn sie ihre Aufmerksamkeit gegenständlichen Sujets zuwendet, wie etwa in dem Gemälde «Pfirsiche» mit reifen Früchten auf einem karierten Untergrund. Die Künstlerin verbindet radikal Ungegenständliches mit der naturnahen Darstellung alltäglicher Dinge. Einmal mehr wird also deutlich, dass ihr Malerei nicht im Sinne des Trompe l’oeil dazu dient, Illusionen zu erzeugen, sondern eine Fläche durch Auftrag und Struktur des Farbmaterials zu gliedern. Priska Oeler vergleicht den Charakter des Malaktes mit demjenigen anderer ordnender Gesten: «Die malende Handlung als alltägliche Verrichtung ist vergleichbar den zweckgebundenen Abläufen der Lebenswelt wie dem Schneiden und Aufreihen von Melonenschnitzen oder dem Aufhängen von Wäsche an einem gespannten Seil.» Malen ist unverzichtbare, tägliche Handlung.