Wiedersehen macht Freude

by Kristin Schmidt

Paul Hafner zeigt mit «Einblicke/Ausblicke» Werke aus dem Depot seiner Galerie – und macht auf Einzelausstellungen neugierig. So beginnt das Kunstjahr mit einer für seine Galerie neuartigen Ausstellung. Zu sehen ist eine Zusammenschau mit Werken verschiedener Künstler aus dem Galerieprogramm.

«Wir wollen Position beziehen. Es ist zu sehen, was wir zeigen und wie die Kombination der Künstler miteinander funktioniert», so der Galerist. Verbindungslinien zwischen den Künstlern werden auf diese Weise sichtbar, zugleich zeigt sich die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen. Skulptur ist ebenso vertreten wie Malerei, Grafik ebenso wie Fotografie.

Julia Bornefeld ist in zwei Medien zu Hause.Da sind zum einen ihre Bilder aus einem unergründbaren Materialmix. Auf Plastikfolie erzeugt sie mit sparsamer Farbgebung spröde Oberflächen. Schwarze und weisse Farbe in zahlreichen gebrochenen Tönen erzeugt Blasen, Aufwerfungen, Krusten und Flecken. Die Bilder wirken wie Funde aus längst vergangenen Tagen. Ein Eindruck, der in Einklang steht mit den Sujets der 1963 geborenen, in Kiel wohnenden Künstlerin: Glühbirnen, Lampenschirme oder ein Glas. Reduziert auf die Grundform des Gegenstandes wirken sie wie Abbilder seiner archaischen Urform. Durch den hohen Schwarzanteil der Werke, die Reduktion auf das Wesentliche und seine dominante Position innerhalb des gewählten Formates bekommt eine Glühbirne etwas Monumentales, beinahe Bedrohliches. Das Gleiche gilt auch für Bornefelds skulpturale Arbeit. Der Griff eines Regenschirmes mutiert zu einem Seil, die Gestellspitzen treffen sich an einem entfernten Punkt, und über alles legt sich körniger Kohlenstaub. Verkehrt herum aufgehängt mutet dieses Objekt wie eine Falle an.

Ob dieser mystischen Arrangements ist die Neugier geweckt auf eine Einzelausstellung, die Paul Hafner noch in diesem Jahr mit der Künstlerin vorhat. Im deutlichen Kontrast zu diesen düsteren Arbeiten stehen die hintersinnigen Fotografien Stefan Rohners. In Leuchtkästen montiert sind die Werke des Herisauers mehr als nur zweidimensionale Abzüge, sondern bekommen Objektcharakter. Zugleich beginnen die Farben zu strahlen, und der Blick für die Details wird geöffnet. Der Fahrer des Spielzeugbaggers etwa entpuppt sich als der Künstler selbst, und in dem Moment wachsen Sandkörner zu faustgrossen Gesteinsbrocken. Auch Rohner wird in diesem Jahr eine Ausstellung in der Galerie gewidmet sein. Gleiches gilt für den jüngsten der Runde, den Österreicher Tobias Pils, geboren, 1971, dessen grossformatige Zeichnung vom ausgewogenen Spiel zwischen Fläche und Linie, gross und klein, zwischen impulsiv und konzentriert lebt. Die unendlichen Variationen des Striches und der Reichtum der Binnenflächen lassen das Bild zum Erlebnis für das Auge werden. Dagegen entsteht in den kleineren Tuschearbeiten die Spannung besonders aus dem Zusammenklang zwischen zufällig entstandenen Strukturen und kontrolliert gesetzten, an kalligraphische Übungen erinnernden Linien.

Die jüngsten Arbeiten der Ausstellung präsentiert Adalbert Fässler aus Appenzell. Der Künstler, der in der Vergangenheit auch Objekte ausstellte, ist mit zwei Gemälden in der Schau vertreten. Versatzstücke aus der realen Welt werden in ein Spiel aus Linien und Formen integriert, die einen gemeinsamen Rhythmus hervorbringen. Die Linien verlieren sich im Labyrinth, treffen sich wieder, konstruieren und umrahmen Flächen, bis sie sich im Nichts verlieren. Kontrastreich der pastose Farbauftrag, abgetönte Farben bringen reines Blau oder Gelb erst richtig zum Leuchten. Die Bilder verführen mühelos zu einem dritten, vierten und weiteren Blick. Obgleich die meisten der ausgestellten Werke aus dem Depot kommen, so auch die ausgestellten Arbeiten von Michael Kienzer, Helmut Sennhauser und Hans Thomann, lässt sich viel Neues und Sehenswertes entdecken – vor allem entsteht eine gehörige Position Vorfreude auf das Kunstjahr in der Galerie.