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by Kristin Schmidt

Breite Farbbänder schwingen über die Fläche. Schmalere sind locker miteinander verschlungen. Flecken undefinierbarer Tönung sitzen auf dem gebrochenen Weiss des Hintergrundes und seinen verwischten Schattierungen. Oberflächen glatt wie Email schimmern und reflektieren das einfallende Licht.

Virtuos setzt Mark Francis in seinen jüngsten, in der Galerie Wilma Lock ausgestellten Werken unterschiedlichste Elemente aus der grossen Palette malerischer Ausdrucksmöglichkeiten zusammen. Da mischen sich fotorealistische Anklänge mit tachistischen Farberuptionen, klar konstruierte Bildstrukturen werden von malerischen Zufallsprodukten überlagert. Dies alles verbindet sich zu einem vielschichtigen, detailreichen Gefüge, das sowohl Fern- als auch Nahsicht lohnt: Nur aus grösserem Abstand offenbart sich die komplexe Gesamtkomposition, der aufs Detail fokussierte Blick dagegen gerät zur Entdeckungsreise inmitten mikros- kopisch feiner Verästelungen und Farbgewebe. Das Grosse Ganze setzt sich aus unzähligen kleineren Elementen zusammen, ganz so wie dort, wo Mark Francis seine Anregungen findet: Zellstrukturen, Pilzgeflechte, Arterien, Venen und Körperflüssigkeiten sind seit Jahren seine Inspirationsquelle. Der 1962 geborene Künstler sammelt wissenschaftliche Abbildungen der Fauna und Flora und setzt sie auf suggestive Weise in seinen Gemälden um. Gegenüber seinen früheren Bildern mit Ansammlungen von Punkten in schwarz-weiss hat Francis sein Vokabular erweitert und verweist damit nicht nur auf die Landschaften der lebenden Natur, sondern auch unsere Strassenkarten, Leitungssysteme und Schaltpläne. Jedes Bild wirkt wie ein Ausschnitt aus einem grösseren Netzwerk, jede Linie darin wie das Stück einer unendlich langen Ader.