Kleine und grosse und keine BIlder

by Kristin Schmidt

Albert Oehlen zeigt seine Kunstsammlung und eigene Werke im MASI Lugano.

Lugano — Ob es auf die Grösse ankommt, ist Ansichtssache. Das weiss auch Albert Oehlen. Seine fast vier Meter hohen Gemälde sagen das eine, seine eigene Kunstsammlung erzählt das andere. Der im ausserrhodischen Gais lebende Künstler präsentiert im MASI Lugano «grosse Bilder von mir mit kleinen Bildern von anderen». Der Ausstellungstitel funktioniert so gut, weil er von Oehlen ist und weil er sich spätestens angesichts der Arbeiten als Spiel mit Werten, Kategorien und Zuordnungen erweist: Was heisst schon «Bilder», wenn einem eine der selten gezeigten, hyperrealistischen Figuren von Duane Hanson begegnet? Was heisst schon «von mir», wenn ein besonders prominent platziertes Bild das von Julian Schnabel gemalte Porträt Albert Oehlens ist? Was heisst schon «klein», wenn es ein Gemälde des grossen Willem de Kooning ist? Überhaupt sind die Amerikaner stark vertreten in Oehlens Sammlung, auch Richard Artschwager, Mike Kelley oder Paul McCarthy gehören dazu. Neben deren einzigartigen künstlerischen Gesten und ihrer gesellschaftlichen Relevanz ist die Malerei ein verbindendes Element in der Ausstellung. Das Spektrum reicht von Konrad Klapheck über Martha Jungwirth bis zu Daniel Richter und zeigt ausschnitthaft die grossen Heterogenität des Genres. Und mittendrin: Albert Oehlen. Konsequenterweise hängt der Künstler Werke aus seiner Hand den anderen zur Seite, denn seine eigene Arbeit, sein künstlerisches Interesse ist die Basis dieser Sammlung. Sie muss keinem äusseren Anspruch gerecht werden, sondern ist von seinem individuellen Interesse geprägt. Wenn sich inhaltliche oder formale Linien zu offenbaren scheinen wie etwa eine Vorliebe fürs Bunte, Knallige, so unterlaufen andere Werke diesen Eindruck umgehend. Die Präsentation bricht mit gewohnten kunsthistorischen Ausstellungsprinzipien, sie braucht keine chronologischen und thematischen Ordnungen oder eine ästhetische Logik. Die Sammlung Albert Oehlen ist wie der Künstler Albert Oehlen: eigenständig, sich den Kategorisierungen entziehend und immer stilsicher.