Regula Engeler

by Kristin Schmidt

Sichtbare Welt und unsichtbare Welt sind nicht scharf voneinander getrennt. Die Grenze ist fliessend, Konturen lösen sich langsam auf, Umrisse treten allmählich schärfer hervor. Diese Zone des Überganges ist nicht statisch – lässt sie sich überhaupt festhalten? Regula Engeler findet für diese unbestimmten Räume einen bildnerischen Ausdruck. Die 1973 geborene, in Bühler lebende Künstlerin arbeitet mit der Lochkamera. Diese analoge Technik nutzt ein einfallendes Lichtbündel und erlaubt es, ein gewähltes Motiv direkt und ohne Umwege wiederzugeben. Kombiniert mit Fotopapier kann das Objekt oder die Szenerie aufgenommen und festgehalten werden. Jedes Bild ist dabei einzigartig. Regula Engeler richtet ihren Blick auf Blumen und Pflanzen – zu Sträussen gebunden oder in der Natur; sie porträtiert Landschaftsausschnitte oder Innenräume, lässt die menschliche Figur in dieser Umgebung auftreten, ohne das Individuum herauszuheben. Die besondere Aufnahmeart enthebt die abgelichteten Motive einem profanen Wiedergabeanspruch. Sie leben von Unschärfen, verlieren sich in Überblendungen, vereinen sich mit dem Hintergrund, sind farblich nicht klar zu fassen. Regula Engelers Werke transportieren damit viel mehr als nur ihr eigenes Abbild. Die Bilder führen in eine Sphäre des Ungewissen und erweitern den Gedankenraum. Verborgenes, Stimmungen, Unaussprechliches kann Teil der Fotografie werden.

«Obacht Kultur», Sondernummer Kulturlandsgemeinde 2021