Zweimal Malerei

by Kristin Schmidt

Diessenhofen — Carl Roeschs Kunst speist sich aus seiner grossen Begeisterung für einen Wegbereiter der Moderne: Der Grafiker, Kunsthandwerker und Künstler entdeckte 1912 Cézanne für sich. Nachdem er in Paris eine Ausstellung des wenige Jahre zuvor verstorbenen Franzosen gesehen hatte, begann er dessen Werk nicht nur zu kopieren, sondern auch in seinen eigenen Arbeiten zu adaptieren: beispielsweise in den «Badenden», von denen einige in der Dauerausstellung im museum kunst + wissen in Diessenhofen zu sehen sind.
Hier in Diessenhofen wuchs Roesch auf. Hier starb er 1979 im Alter von 95 Jahren. Hier haben seine Werke einen würdigen Platz. Aber wie lässt sich dieses künstlerische Oeuvre lebendig und aktuell halten? In Diessenhofen gelingt dies dank Nicola Gabriele (*1965). Der Künstler wurde eingeladen, in seiner eigenen Sprache auf die Gemälde Roeschs zu reagieren. Mit seiner Intervention «Aedicula» bezieht er sich auf Architekturen, die anderen Objekten einen Raum geben. Die kleinformatigen Gemälde sind von einem nahezu monochromen Farbfeld beherrscht, das an den Rändern von Farbstreifen gerahmt ist. Sie rücken einerseits die malerische Gestik der umsäumten Fläche und damit die Malerei als solche ins Zentrum und lassen sich andererseits als Dialogfeld für die Malerei Roeschs lesen.