Relevanz vor Ort

by Kristin Schmidt

St. Gallen — Ohne es schönreden zu wollen: Die erzwungene Beschränkung aufs Hiesige hat Potential. Wo ferne Ziele ausser Reichweite rücken, landet der Blick im Nahbereich. Gibt es Ungesehenes, Berührendes an Orten, wo der Weg alltäglich vorbeiführt?

Die Kunst Halle Sankt Gallen zeigt, wo wir hinkommen, wenn wir nirgends hinkönnen. Katalin Déer (*1965) und Jiří Makovec (*1977) sind seit Jahren mit der Fotokamera global und lokal unterwegs. Déer nimmt insbesondere den gebauten städtischen und ländlichen Raum in den Fokus. Das Nebeneinander von Gebäuden und ihrer Umgebung sind ihr ebenso wichtig wie bauliche Details: Erst in der Summe ergibt sich die Atmosphäre eines Ortes. Ihre Fotografien sind in der Ausstellung räumlich verzahnt mit denjenigen Makovecs. In seiner Arbeit zeigt sich der öffentliche Raum als Handlungsrahmen für eine unendliche Vielfalt an Momenten und Situationen. Das Implizite, die Zwischenräume und Verborgenes sind auch Thema bei Caroline Ann Baur (*1986) und Vanessà Heer (*1989). Die beiden in St.Gallen geborenen Künstlerinnen installieren einen neuen Denkraum. Parallel dazu öffnet die Kunst Halle Sankt Gallen erstmals ihr 35-jähriges Archiv und führt es einer neuen dynamischen Ordnung zu – auch hier sind Entdeckungen im Nahbereich erwünscht. ks

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