Bühler b(l)oomt

by Kristin Schmidt

Zu den Bildern von Mark Staff Brandl

Kräftiges Blau auf hellgelbem Grund. Hingeklatscht, zu grösseren Farbinseln geronnen, in kleineren Tropfen versprengt. Dazwischen das Gelb, in Seen, Fjorde und Buchten gedrängt; je näher am Blau, desto dunkler. Am Bildrand endet die Farbexplosion abrupt. Mit dem Umblättern wechselt die Szenerie ebenso wie die Technik. Eine Handzeichnung zeigt einen Naturausschnitt. Die Umrisse der Schlüsselblume erinnern noch an das Gelb der vorherigen Seite. Ein ins Bild gesetzter Rahmen blendet zwei Haustüren ein: Die Beschriftung verweist auf den Ort. In der rechten Bildhälfte tauchen weitere Zivilisationsspuren auf: ein Zaun, ein Haus, Buchstaben. Mark Staff Brandl spielt mit den Motiven. Er kombiniert Bild und Bild, Bild und Schrift, Zeichnung und Farbe, setzt sie zu Sequenzen zusammen und sprengt damit die Grenzen zwischen Malerei, Comic und Zeichnung. Auch die Schraffuren sind sowohl in der klassischen Zeichnung ein Stilmittel als auch im Comic. Sie gestalten Licht und Schatten, verleihen Zeichnungen Plastizität und Comics Dynamik. Mark Staff Brandl setzt sie nicht nur als Tuschelinien ein, sondern wölbt mit kleinen weissen Strichen die blauen Spuren. Der Grund klärt sich auf der letzten Seite des gefalteten Bildbogens: Die blauen Flecken sind inspiriert von Wassertropfen. Der Hund hat sie von sich geschüttelt und die Farb- und Formdynamik in Gang gebracht.

Mark Staff Brandl (*1955 in der Nähe von Chicago) lebt seit 1988 in der Schweiz und seit 2000 in Trogen. Der Künstler und promovierte Kunsthistoriker unterrichtet unter anderem an der Schule für Gestaltung in St. Gallen. Seine Werke sind in wichtigen öffentlichen Sammlungen vertreten.

Obacht Kultur, No. 36 | 2020/1