Buntes Kreisen

by Kristin Schmidt

Arbon. Drei schwarze Kreise, aufgewölbt wie Wasser über einem etwas zu voll eingeschenkten Glas. Die Spannung hält, die schwarzen Pfützen bleiben stabil. Um sie herum breiten sich farbige Flächen aus. Konzentrisch und doch auch wieder nicht: Mal sind die Farbkreise geschlossen, mal sind es nur Fragmente in einer von grell zu sonor und wieder zu grell wechselnden Farbpalette. Alles, was die Farbresten von Malerfirmen eben so hergaben. Sonja Lippuner (*1987) hat die Übrigbleibsel zusammengetragen. Ihr kommt es weder auf die geometrisch exakte Form der Kreise noch auf die Farbwerte an. Stattdessen sind ihre Werkstoffe die Farbmaterie und der Raum. Den Boden der Kunsthalle Arbon, eines riesigen ehemaligen Industriebaus, hat sie mit einer Farblandschaft bedeckt und die Malerei unüblichen Transformationen unterzogen: Das Bild ist so gross, dass es von keinem Standpunkt aus vollständig zu sehen ist. Und es bietet nicht die übliche vertikale Ansicht, sondern eine horizontale. Es benötigt keine Wand und keine Nachbarn, sondern kommuniziert mit dem Dach des Raumes und dem Himmel darüber: Schmale glänzende Farbstreifen reflektieren das einfallende Licht. Zugleich erwecken sie den Eindruck noch feuchter Farbe. Diese Malerei ist energiegeladen, autark und selbstbewusst – eine grosse Geste einer jungen Künstlerin.