Es bellt im Kunsthaus

by Kristin Schmidt

Flatz hatte einen, Picasso ebenfalls, Manon hat oft zwei dabei: Hunde, die in der Zeit sogenannter Statement-Leuchten oder Statement-Halsketten wohl getrost als Statement-Dogs bezeichnet werden könnten. Raphaela Vogel (*1988) zeigt sich jedenfalls auch mit vierbeinigem Begleiter und benennt nicht nur eine ganze Installation nach «Rollo», sondern bringt das Kunsthaus Bregenz dazu, zum «Pudel-Tag im KUB» und zu Führungen in Pudelbegleitung einzuladen. Allerdings erschöpft sich die Schau an vielen Stellen in solchen Äusserlichkeiten – die Künstlerin spricht gerne von «Effekten».

Vogels Repertoire ist spätestens seit der Ausstellung in der Kunsthalle Basel im vergangenen Jahr bekannt: Versatzstücke aus der Unterhaltungsindustrie, aus der Tierwelt, aus der Kunstgeschichte. Im Foyer des Kunsthauses kommt all dies zusammen: Zwei an ihren Hinterpfoten aufgehängte Löwenplastiken erinnern an Johann Heinrich Füsslis berühmte Zeichnung: Brunhilde blickt auf den nackt vor ihrem Bett aufgehängten Gunther. Der eben noch als Eroberer Auftretende ist erniedrigt, das Machtgefüge umgekehrt. Auch Vogels Bronzelöwen, das Maul ursprünglich zum Siegesgebrüll aufgerissen, sind nun in unangenehmer Lage. Obendrein hängt in ihren Nasenringen je ein Kugellautsprecher. Daraus erklingt Milvas Schlager «Hurra wir leben noch». Die Künstlerin singt ihn selbst und steckt zum Auftakt der Ausstellung mit dieser präzise gesetzten Installation das Themenfeld ab: Wie fühlt sich ein Künstlerinnendasein an? Welchen Spannungen unterliegt es? Diese Fragen können durchaus zu starken künstlerischen Aussagen führen, aber in Vogels Beispiel entspricht die Relevanz der Selbstbespiegelung nicht der gezeigten Quantität. Alle drei Obergeschosse werden jeweils dominiert von einem Videoselbstporträt der Künstlerin: Im ersten übertönt Babygeschrei über einer Meeresszene alle anderen Werke. Im zweiten verbreitet ein Zeltgestänge als Skelett einer Eventgesellschaft grosse Leere – das Video darin wechselt vom Bett zum Kreisverkehr zum Tunnel, mittendrin die suchende Künstlerin. Zuoberst suggerieren Architekturminiaturen und der Einsatz einer 360°-Kamera, die ganze Welt liege der Künstlerin zu Füssen. Ausgerechnet diese Arbeit bezieht sich auf einen Film Helke Sanders über eine von Wohnungsnot zum Äussersten getriebene Frau. Der Kontrast könnte unterschiedlicher nicht sein zwischen der kämpferischen, engagierten Regisseurin und der immer wieder auf sich blickenden Künstlerin.