Klanginstallationen im Feuchtgebiet

by Kristin Schmidt

Es war eines jener Kunstereignisse, die schon allein ihrer besonderen Lage und Räume wegen in Erinnerung bleiben: kleine windschiefe Scheunen, hingestreut im Hochmoor westlich von Gais, verbunden durch schmale Wege. Bei jedem Schritt schmatzte die satte Wiese, Vogelgezwitscher ringsum – Klangerlebnisse überall, vor allem aber in den Scheunen: Das Audiofestival «Klang Moor Schopfe» präsentierte vor zwei Jahren eigens inszenierte und sorgfältig umgesetzte Akustikinstallationen international tätiger Soundkünstlerinnen und Tontüftler. Nun kann zweite Ausgabe gefeiert werden. Auch sie lebt vom Engagement für besondere Töne, die nicht einfach für sich selbst stehen, sondern inhaltlich verbunden sind mit der Welt, aus der sie stammen. Wieder wird mit neuesten technischen Methoden gearbeitet ohne Grenzen zwischen Wissenschaft, Kunst und Klang. Der Däne Jacob Kirkegaard beispielsweise fängt Geräusche von Vulkanerde, Eis, atmosphärischen Phänomenen, Kernkraftwerken oder verlassenen Orten ein und arbeitet daran weiter mit Kompositionen, Installationen, Video und Fotografie. Und die österreichisch-US-amerikanische Gruppe «Noise Aquarium» untersucht, wie Plankton auf Lärm reagiert. Auch die interaktive und interdisziplinäre Wunderwelt vereint Sound- und Animationskunst, Technologie und Umweltforschung. Alle Künstlerinnen und Künstler haben im Vorfeld das Moor besucht und ihre Arbeiten eigens für diesen Ort entwickelt. Während einige von ihnen die Atmosphäre der kleinen, fensterlosen Scheunen thematisieren, andere wie etwa Julie Semoroz sich auf Vegetation und Fauna beziehen, inspiriert wieder andere die wassergetränkte Umgebung des fragilen Ökosystems. So widmet sich auch «A3 [Atacama×Amazon×Alps]» dem Wasser. Für dieses Projekt kooperiert «Klang Moor Schopfe» mit dem Festival Novas Frequências in Rio de Janeiro, dem Mapping Festival in Genf und dem Tsonami Festival in Valparaíso und Künstlerresidenzen in der Atacama-Wüste, im Regenwald des Amazonas und in den Alpen. Das ausserrhodische Audiofestival ist damit einmal mehr Teil eines internationalen Netzwerkes. Dieses ist seit der ersten Durchführung ständig gewachsen und nur ein Kollektiv ist bereits zum zweiten Mal dabei: Die Schweizer Gruppe Norient produziert elf Podcasts zu den Installationen in den verschiedenen Schöpfen, die online angehört werden können – aber am besten natürlich vor Ort.

www.klangmoorschopfe.ch