Aleksandra Signer – Alexandra Hornstein Collection

by Kristin Schmidt

Einführung

Aleksandra Signer inszeniert Fundstücke. Sowohl in ihren filmischen als auch in ihren skulpturalen Arbeiten richtet sie den Blick auf die Dinge und Vorgänge des Alltags. Sie löst beiläufig beobachtete Szenen, zufällig gefundene Gegenstände und eigenwillig gestaltete Produkte aus ihrem ursprünglichen Kontext. Diese Bilder, Szenen und Objekte werden wiederholt, verdoppelt, gespiegelt und mit ungewöhnlichen Präsentationsmethoden unkonventionell auf den Sockel gehoben. Unter dieser künstlerischen Aufmerksamkeit entfalten sie eine neue Präsenz und einen neuen Charakter. Aus Gebrauchsgegenständen werden kleine Plastiken, aus Nippes werden formal interessante Gestaltungen. Runde Spiegel bilden die Basis für die kleinen Dinge. Zugleich bringt die spiegelnde Oberfläche die Dinge zum Schweben und vervielfältigt sie. So werden beispielsweise die Fäden einer Gummispule als gespiegelte Linien weitergeführt. Gestapelte Fingerhülsen zum Geldzählen werden zu einem kleinen, aber unendlichen Turm gespiegelt. Eine kopfstehende Likörschale wird zur geschlossenen gläsernen Blase. Und die beweglichen Puppenaugen schauen sich selber an. Aleksandra Signer hat als Bildhauerin ein sehr gutes Gespür für das formale Potential der Dinge, aber auch deren Materialität wird in den Fokus gerückt. Ob Kunststoff, Metall, Glas, Ton oder Gummi – alles behandelt die Künstlerin mit der gleichen Sorgfalt. Vermeintlich wertlose Massenware kann gleichberechtig neben althergebrachter Handarbeit stehen, wenn nur alles mit Achtsamkeit inszeniert ist. Dazu gehört auch die Ausleuchtung der Installation. Dank ihr werfen die Ausstellungsstücke Schlagschatten an die Wand, die Formen werden ins Abstrakte transformiert.

Einer der runden Sockel trägt ein kleines funktionstüchtiges Fernsehgerät. Hier zeigt Aleksandra Signer fünf, in verschiedenen Ländern gefilmte Strassenmusikformationen. Diese Arbeit fügt sich nahtlos in die Sammlung der kleinen Gegenstände ein, vermischen sich doch auch hier die Volkskultur, kommerzielle Aspekte, Traditionen und aktuelle Phänomene. So kann der ungarische Musiker in Budapest ohne Weiteres der Art Brut zugerechnet werden, während die Didgeridoospielerin vor dem Pariser Centre Pompidou für die Transformation von Traditionen steht. Der Gesang der blinden ukrainischen Schwestern ist nicht zu trennen von aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Die mongolische Musikgruppe auf dem Pariser Platz wiederum repräsentiert ein erfolgreiches Modell, die eigene Kultur in einen fremden Kontext zu implementieren. Auch hier also mischen sich die Provenienzen und dennoch entsteht durch die Hand der Künstlerin ein schlüssiges Gesamtbild, das sich überdies nahtlos in die grossräumige, leichtfüssige Installation einfügt.

Die Ausstellung zeigt einen aktuellen Einblick in das Werk einer Künstlerin, die seit mehreren Jahrzehnten auf hohem Niveau künstlerisch tätig ist, ihre Arbeit jedoch oft zugunsten der Dokumentation der Arbeit ihres Mannes, Roman Signer, zurückgestellt hat. Aleksandra Signer, 1948 in Zakopane, Polen, geboren, studierte von 1967 bis 1973 an der Kunstakademie in Warschau und schloss mit dem Diplom als Bildhauerin ab. Sie unterrichtete anschliessend an der Kunstgewerbeschule in Zakopane. Seit 1977 lebt und arbeitet sie in St. Gallen. Erste Videofilme entstanden ab 1993. Aleksandra Signer erhielt 1995 einen Werkbeitrag der Stadt St. Gallen.