Salon im Untergeschoss

by Kristin Schmidt

St.Gallen: Die Übergänge sind fliessend und allgegenwärtig: Kunst wird zum Gebrauchsgut, Keramik dient der Kommunikation, Eigenes verwebt sich mit Fremden, Privates mit Öffentlichem. Bei Caro Niederer ist die Kunst ein offenes System und bleibt selbst im Ausstellungskontext durchlässig für Bedeutungs- und Funktionswechsel. Um dies angemessen zu würdigen, räumt das Kunstmuseum St.Gallen der Zürcher Künstlerin ausreichend Raum und Zeit ein: Caro Niederers Arbeiten sind im Untergeschoss während elf Monaten zu sehen. Dies ist eine unüblich lange Ausstellungsdauer. Sie ist jedoch nicht als statische Präsentation angelegt. Zunächst wurde ein Café eröffnet. Endlich. Denn noch immer wartet das Kunstmuseum St.Gallen auf einen Umbau, noch immer fehlt ein Museumscafé. Caro Niederers temporäres Café ist mit Vorhängen mit Gemäldemotiven bestückt, wartet mit Kunstkeramik und eigens bereit gestellten Publikationen auf. Im gegenüber liegenden Auditorium wird Niederers Video «Gespräche über die Arbeit» als Quelle für weitere Unterhaltungen gezeigt.

Wenige Monate nach der ersten Vernissage ist der Ausstellungsteil «Album» eröffnet worden. Im Sinne der klassischen, einen zeitlichen Ablauf spiegelnden Sammlung von Bildern fasst Niederer hierfür ihre Instragram-Fotografien zusammen und stellt ihre «Roten Bilder» aus. Diese grossformatigen Ölgemälde basieren auf alltäglichen Motiven aus dem Archiv der Künstlerin: ein Auto, ein Picknick, ein Blumenstrauss – durch die Transformation in Malerei sowie durch die Dimension und die suggestive Farbigkeit erhalten die Szenen eine neue Intensität. In diesem Ausstellungsteil durchdringen sich nicht nur die Medien, sondern auch die Handschriften. Caro Niederer inszeniert Begegnungen mit den Werken von Künstlerinnen und Künstlern aus ihrem privaten und beruflichen Umfeld wie Nora Berman, Tina Bräegger, Josef Felix Müller, Rachel Lumsden oder Andreas Rüthi. Parallelen zur Salonkultur des 19. Jahrhunderts bestehen nicht nur im gepflegten Gedankenaustausch, sondern auch im dargestellten persönlichen Netzwerk. Passend zu dieser Assoziation zeigt die Künstlerin in einem dritten Ausstellungsschritt frühere Interieuraufnahmen und Seidenteppiche. Das Kunstmuseum St.Gallen hat für «Good Life Ceramics» ein passendes Begleitprogramm entwickelt, das unter anderem eine Kunstbuchmesse und eine Textildesignschau umfasst.