Kundenwünsche? Kein Kunststück!

by Kristin Schmidt

Manuela Schwenkreich zeigt unter dem Titel «Die Kunst des Auftrags – Auftragskunst» in der Galerie Macelleria d’arte ihre Bilder. Es gibt Erprobtes und – zur Finissage – auch Neues zu sehen.

Es ist die letzte Ausstellung der Macelleria d’arte an der Bankgasse und zugleich eine aussergewöhnliche, denn eigentlich stellt Manuela Schwenkreich kaum in Galerien aus. Ihre Klientel – oder ihre Kunden, wie die 1968 geborene Österreicherin selbst sagt – findet sie nämlich woanders: Auf der Immobilienmesse, im Romantikhotel oder im Fashion Pavillon. Und die Kunden sind es schliesslich, für die Schwenkreich arbeitet.

Dies verhehlt auch der Ausstellungstitel nicht: «Die Kunst des Auftrags – oder Auftragskunst». So ist es etwa möglich bei ihr ein Stück zu bestellen, passend zum Sofa, zur verfügbaren Wandfläche oder zum Wohnzimmerambiente. Und nicht zuletzt zum eigenen Lebensentwurf oder Charakter, denn Schwenkreich möchte mit den zukünftigen Käufern ihrer Bilder in Kontakt treten, den Menschen in seinen Räumlichkeiten kennenlernen, auf seine Individualität eingehen. Geliefert wird dann ein Tafelbild in gewünschtem Format und passender Farbe, teilweise mit gegenständlichen Bezügen, mal mit Wortfragmenten oder Gedichtzeilen. Für den Valentinstag gab es beispielsweise eine «Extraproduktion» Herzen, zwar ohne vorherigen Kundenwunsch, aber kurz vor dem Tag der Liebenden sicherlich dennoch kein Laden- oder besser: Atelierhüter.

Der Grundcharakter der ausgestellten Bilder lässt sich als Mischung aus Action Painting und Informel beschreiben, gewürzt mit Goldfarben oder Naturfragmenten, übersetzt in Harmlosigkeit und ausgetüftelte Farbklänge. Dick ist das Malmaterial aufgetragen, Schicht folgt auf Schicht, bis die Bilder Tiefe suggerieren und beinahe reliefhaft wirken.

Zu guter Letzt folgt eine Lage Kunstharz; das bringt die Bilder zum Glänzen, verleiht ihnen Brillanz und das gewisse Etwas. Zugleich ergibt das Finish einen wirkungsvollen Kontrast zu den eingearbeiteten Gräsern und zur darunterliegenden, lebendigen, sich faltenden, ballenden und wieder glättenden Oberfläche, zu den Rissen in den Schlagmetallflicken, zu den feinen Lineaturen.

Manuela Schwenkreich hat ihre Technik perfektioniert, die Ästhetik ihrer Bilder dem Geschmack der Kunden angepasst und versucht weiterhin, offen zu bleiben für deren Wünsche und Anregungen, die sich in einem gut kalkulierbaren Rahmen bewegen. Wo ist nun aber die Salzburgerin selbst in ihrem Werk zu finden? Wo ist das Experiment, die Lust am Neuen? Sie lässt sich an einer vor etwa einem Jahr neu entwickelten Werkreihe entdecken, den Kunstharzbildern. Schwenkreich färbt Kunstharz ein und setzt es in runden, ovalen oder langgestreckten Formen übereinander. Die Flächen durchdringen und überlappen sich und erzeugen auch hier eine Tiefenwirkung.

Die Bilder sind dekorativ und dennoch nicht langweilig. Sie sind bunt und dynamisch, aber nur kurz zu sehen: Am letzten Tag der Ausstellung, zur Finissage, werden sie eigens aufgehängt. Eine Gelegenheit also, Schwenkreich abseits ihrer erprobten Wege zu entdecken, und gleichzeitig ein letztes Mal die Macelleria an ihrem derzeitigen Ort zu besuchen, bevor Francesco Bonanno wieder einmal in St. Gallen weiterzieht.