Teresa Peverelli – Plankton

by Kristin Schmidt

Kunststoffbahnen hängen von der Decke, kleine Gebilde aus Leim, Papier und Schwämmen versammeln sich in Kolonien. Glasperlen funkeln, Kastanien schweben an Fäden in der Luft. Es wächst und wuchert. Leicht und transparent, dicht und verschlungen präsentiert sich „Plankton“ von Teresa Peverelli. Die Künstlerin bespielt einen Erdgeschossraum an der Zürcherstrasse 45 für zweieinhalb Monate mit einer eigens entwickelten Installation. Sie knüpft damit sowohl an frühere Rauminstallationen wie auch an ihr malerisches Werk an. Auch Malerei ist Agieren im Raum und mit dem Raum. Die Dreidimensionalität wird eingeebnet und in einen illusionistischen Bildraum verwandelt. Nach langer Arbeit mit Pinsel und Farbe öffnete Peverelli diesen Bildraum wieder in den realen Raum hinein: Für die Doppelausstellung mit Miriam Kradolfer im Kornhaus Rorschach 2013 verwandelte sie Farbe in Lianen und Algen. Grün hingen sie von der Decke des Ausstellungsraumes herab und waren ein raumgreifender Kommentar zum Thema „Vegetation“.

Mit der aktuellen Installation geht Teresa Peverelli einen Schritt weiter. Die Farbe ist aus den Lianen gewichen. Sie erinnern weniger an vegetabile Vorbilder, umso stärker tritt ihr raumbildender Charakter in den Vordergrund. Und umso grösser ist die Aufmerksamkeit für die winzigen Farbpartikel und die zarten Töne jener Leimlinge, Drahtschnaken, Schneeamöben, Silberkrustlinge und Schlierscheibchen, die im Raum sacht hin- und herpendeln. Die sie umgebenden Kunststoffbahnen sind in Kolonien platziert und halten immer wieder Zwischenräume frei. Jede einzelne der transparenten Bahnen ist in sich ein räumliches Gebilde, es wellt sich an den Rändern, ist gezupft, verformt und wölbt sich ihren Nachbarinnen entgegen. Gleich der Rocaille im Rokoko lösen die Kunststoffbahnen als frei modelliertes Flächen- und Rahmenornament die Grenzen und räumlichen Raster auf. Die Transparenz weicht der Transluzenz – alles schimmert geheimnisvoll und vereint sich in „Plankton“ zu einem umfassenden, poetischen Raumerlebnis.

Kurztext zur Installation, Zürcher Strasse 45, 9. bis 25. 9.2016