Voran ins weisse Nichts

by Kristin Schmidt

Ein kleiner schwarzer Fleck, pardon, eine kleine schwarze Gestalt eilt übers Papier, Spuren hinterlassend, voran ins weisse Nichts. Doch eilt sie wirklich?

Der Betrachter der Grafik aus der Hand von Nedko Solakov wird vom Künstler eines Besseren belehrt: «Nein, der eilt nicht, er läuft eben so.» Doch woher? Und wohin? Das erfahren wir nicht.

Und so denkt vielleicht der eine an Monty Pythons «Ministry for Silly Walks» oder die andere daran, wie es sich anfühlt, im Tiefschnee zu spazieren. In dieser Vielfalt der möglichen Assoziationen liegt ein Reiz der Solakov’schen Zeichnungen: im Andeuten, Auslassen, Rätsel aufgeben, kurz in der Offenheit, die dem Betrachter eigene Projektionen erlaubt.

Der andere Reiz liegt in ihrem ästhetischen Minimalismus. Ein weisses Blatt, Tusche, ein Zeichengerät, und schon lässt sich so ziemlich alles erzählen. Der Bulgare Nedko Solakov ist bekannt für seine Geschichten. Er realisiert sie in aufwendigen Installationen ebenso wie in minimalen Interventionen – wie in seinen Kommentaren zur aktuellen Sammlungspräsentation «11:1 (+3)» des Kunstmuseums St. Gallen (noch bis 16.8.).

Zu seiner gross angelegten Einzelausstellung dieses Frühjahr im Kunstmuseum hat Solakov die vorliegende Grafik exklusiv für den Kunstverein gestaltet.