Tausendfränkige Kunst

by Kristin Schmidt

Neun Kunstschaffende bekommen je 1000 Franken – was sie damit kaufen, soll ein Werk geben. «Shopping» heisst die Sommer-Kunstaktion von Arthur junior, am Samstag geht es los im Konsumrausch.

Kunst und Geld gehören zusammen. Künstlerische Arbeit kostet Geld, kuratorische Arbeit ebenso. Material kostet, Räume kosten, Werbung, Versicherung, Aufsichtspersonal, die Liste lässt sich lange fortsetzen. Ausstellungshonorare sind indes noch kaum verbreitet, aber umso vehementer gefordert. Demgegenüber steht die Ware Kunst, das Investment, das Spannungsfeld zwischen privatem Sammelengagement und dem Auftrag der öffentlichen Hand.

Mit all dem beschäftigt sich Arthur Junior in diesem Sommer auf unbefangene, geistreiche und experimentelle Weise und hat dafür neun Kunstschaffende nach Wil eingeladen. Ihnen werden am 9. Juli je 1000 Schweizer Franken übergeben, mit zwei Bedingungen: Der gesamte Betrag muss in den Geschäften an der Oberen Bahnhofstrasse in Wil ausgeben werden, und es muss daraus eine künstlerische Arbeit entstehen. Wie und was sie einkaufen, ist den Kunstschaffenden freigestellt – ob beim Optiker, im Restaurant, beim Coiffeur oder in der Drogerie, im Reformhaus, im Buchladen oder wo auch immer.

Das Projekt wird von privaten Stiftungen, der IG Obere Bahnhofstrasse und der öffentlichen Hand getragen. Die Unabhängigkeit bleibt gewahrt. Wirtschaftliche Interessen sollen das Konzept nicht beeinflussen, im Gegenteil: Es wird kritikfähiger Raum geschaffen, den die jungen Künstlerinnen und Künstler beleben. Diese haben sich im Vorfeld für die Aktion beworben. Mit dabei sind aus Zürich James Stephen Wright, Martina Mächler, Nina Emge und Samuel Koch, aus Berlin Lucy Biloshytskyy und Catherine Xu und aus Düsseldorf Edmée Laurin, Fridolin Schoch und Domingo Chaves. Die zwei letztgenannten haben Ostschweizer Wurzeln. Ihr «Heimspiel»-Auftritt ist noch nicht allzu lange her, und auch da schon zeigten sie, dass ausstellen nicht statisch bleiben muss, weder für die Kunstwerke noch für das Kunstpublikum. Auch in Wil wird es nicht bei einer Frontalpräsentation bleiben.

Darüber hinaus findet Shopping, wie es der Name verheisst, schon während des Konsumierens statt. Damit ist das grosse Einkaufen mehr als eine Ausstellung, es ist Aktion, Interaktion, Reflexion, behandelt Fragen des Marktes, des Alltags und der Kunst. Aufeinander treffen diese Fragen auf einer öffentlich zugänglichen und vielgenutzten Plattform, der Ladenstrasse – also im analogen Herz der ganzen Angelegenheit. Mit Shopping, seinem sechsten Projekt, ist Arthur Junior bei einem der grossen zeitgenössischen Themen angekommen.