Sperriges im Zeughaus Teufen

by Kristin Schmidt

Der in Speicher geborene Jürg Altherr arbeitet am liebsten im öffentlichen Raum, kein Wunder, denn der Künstler ist zugleich Landschaftsarchitekt. Die raumdefinierende Qualität seiner Arbeiten zeigt die aktuelle Ausstellung im Zeughaus Teufen.

Der Monolith macht den Unterschied. Er bildet den grössten vorstellbaren Kontrast zu allem, was ihn umgibt. Dunkel ist er und makellos. Er bringt Erkenntnis, er ist fremd, er provoziert. Sowohl im prähistorischen Afrika in Stanley Kubricks „2001: A Space Odyssey“ als auch auf dem Dorfplatz Aardorf. Hier wurde vor 15 Jahren eine Stahlskulptur Jürg Altherrs platziert und ein halbes Jahr später wieder entfernt. Die Bevölkerung hatte sich dagegen entschieden, überfordert von der Kraft des künstlerischen Werkes, von seiner Strenge, seiner formalen Präsenz.

Nun hat die Arbeit nach einigen Zwischenstationen nicht nur einen Namen, sondern einen neuen, wenn auch temporären Platz und obendrein eine andere Position. Aufrecht steht der „Schlitz“ vor dem Zeughaus Teufen. Er definiert den Raum, er ist das Mass, er ist ein Zeichen. Und er bringt im Rahmen der Ausstellung „Überlagerte Schwingungen“ die Qualität jener Arbeiten nach Teufen, die der aus Speicher stammende Künstler im öffentlichen Raum realisiert hat. So wie beispielsweise „Heckenkörper ohne Haut“ bei der Empa in St.Gallen. Es sind Werke, die durchaus sperrig sind, dies aber auf eine Weise, die Kunst im öffentlichen Raum braucht. Sie stellen sich in den Weg, sie nötigen, sie stets aufs Neue wahrzunehmen und städtische Strukturen, Stadtplanung und die Kunst selbst zu reflektieren. Das funktioniert bei Altherr im Grossen genauso gut wie im Kleinen. Die Ausstellung zeigt zahlreiche Arbeiten in handlichen Formaten. Dabei bleibt offen, ob es sich um Entwürfe für Plastiken im Aussenraum handelt, um Modelle also, oder um freie Ideenskizzen oder schliesslich um eigenständige Werke. Auf diese Weise gelingt einerseits mühelos der Anschluss an die Modelle Grubenmanns im Dachgeschoss des Hauses, wie auch der Blick auf die Qualitäten des Massstabes. Altherr hat eigens für die Ausstellung zwei grosse Werke aus Wellpappe angefertigt. Obgleich rot angestrichen, ist die Wellenstruktur noch immer sichtbar. Je nach Blickwinkel erlaubt sie die Durchsicht oder verdichtet sich. Diesen Strukturen verbinden die Arbeiten Jürg Altherrs mit denjenigen seiner Frau. Thea Altherr fotografiert. Sie begibt sich mit der Kamera in die vom Menschen gestaltete Natur, nimmt aber die Eingriffe nicht als Fremdkörper, sondern um ihrer selbst willen wahr. So entfalten selbst Lawinenschutzbauten eine eigene Schönheit.

Bis April 2015

Saitenblog