Experimente statt Objekte

by Kristin Schmidt

Monika Sennhauser

NOWS

Städtische Ausstellung im Architekturforum Ostschweiz

Vernissage Do 8. Mai 2014, 18.30 Uhr

Monika Sennhauser beobachtet aufmerksam optische und astronomische Phänomene. Aus dem bewussten Sehen heraus entwickelt sie präzise Fragestellungen: Ist der Bogenverlauf der Sonnenbahn auf der anderen Seite der Erdhalbkugel ein anderer als hier oder genau gegengleich? Wie lässt sich die Erdbewegung um die Sonne bildlich fassen, im Gegensatz zur scheinbar zu beobachtenden Sonnenbewegung? Wie öffnet ein Spiegel den Raum, und wie beeinflusst er die Wahrnehmung eines Gegenstandes?

Sennhausers künstlerische Werke sind mehr Experiment als Objekt. Das Material für ihre Versuchsmodelle findet sie St.Galler Künstlerin oft an unvermuteter Stelle und konstruiert damit bis ins Detail durchdachte Anordnungen, die den Blick selbst dann öffnen, wenn Monika Sennhauser bekannte, alltägliche Dinge verwendet. Zum Beispiel im Architekturforum: Mit NOWS 1 und NOWS 2 hat die Künstlerin zwei Installationen eigens und temporär für die aktuelle Ausstellung entwickelt. Vier Tische, fünf Spiegel sind das Vokabular beider Arbeiten, das Ergebnis sind hochkomplexe Wahrnehmungsstudien.

Monika Sennhauser erhielt vor zwei Jahren den Werkbeitrag der Stadt St.Gallen für ihr Projekt WHERE IS THE SUN NOW AND HERE AND THERE. Zusammen mit Teilnehmern aus der ganzen Welt wurden zu einem festgelegten Zeitpunkt an verschiedenen Orten der Welt Videoaufzeichnungen der Sonne vorgenommen. Im Architekturforum präsentiert Sennhauser nun das Ergebnis dieser Untersuchungen und bringt die Drehung der Erde ebenso ins Bewusstsein wie die Verfügbarkeit hochentwickelter Technik, die globale Vernetzung mittels neuer Medien, und die dennoch sich behauptende Vielfalt der Kulturkreise.

Anfangs arbeitete Sennhauser mit selbst konstruierten Lochkameras. Mittlerweile nimmt das Medium Video mehr und mehr Raum ein in ihrem Werk. So zeigte sie beispielsweise vor wenigen Jahren im Nextex an der Schmiedgasse ihre videobasierte Installation HIGH NOON Projektionen / Projections, 2011. Ebenfalls 2011 filmt Sennhauser zwei Himmelsausschnitte. Die daraus entstandene Arbeit Zwei Fenster 2011, Pissarro – Newman ist im Architekturforum erstmals zu sehen und bezieht sie sich auf zwei Maler, denen wenig gemein zu sein scheint und deren frappante Verwandtschaft die Künstlerin mit ihrem Werk herausarbeitet. In ihrem Video verschränkt Monika Sennhauser den Verweis auf die geteilten monochromen Flächen Newmans mit jenem auf den zweigeteilten Himmel im Gemälde Pissaros „Birnbaum in Montfoucault“ (1876) aus der Sammlung des Kunsthauses Zürich.

Monika Sennhausers Arbeiten spüren dem ästhetischen Reiz bekannter Erscheinungen nach.  Die Ausstellung lässt Bekanntes neu sehen und sensibilisiert für Licht, Farb-, Form- und Flächenverhältnisse in Raum und Zeit.

Pressetext zur Ausstellung