Dani Gal in der Kunst Halle Sankt Gallen

by Kristin Schmidt

Konstruiert die Sprache die Wirklichkeit? Die Wahrheit? Die Vergangenheit? Dani Gal arbeitet mit Sprache, mal offensichtlich, mal begleitend zu seinen historischen Forschungen. In einer achtjährigen Arbeitsphase hat der in Jerusalem geborene Berliner Künstler (*1975) alle Beispielsätze aus dem Oxford Dictionary herausgelöst. In der Kunst Halle Sankt Gallen werden jeweils zwei dieser Sätze per Zufallsprinzip parallel projiziert: Sie haben vielleicht nie wieder denselben Vorgänger oder Nachbarn und doch verknüpfen sie sich in ihrer Abfolge automatisch zu einer assoziativen Erzählung.

Dani Gal arbeitet das Potential vermeintlich neutraler Sätze, bewusster oder zufälliger Auslassungen und kleinster inhaltlicher oder grammatikalischer Verschiebungen heraus.

Das Herzstück der Ausstellung ist sein Film „As from Afar“. Er wurde von der Kunst Halle Sankt Gallen koproduziert und thematisiert im Stil eines Reenactment die Freundschaft zwischen dem Holocaustüberlebenden Simon Wiesenthal und Albert Speer. Die Freundschaft ist real, doch die Gespräche sind fiktiv und sie werden vom Künstler vor den Hintergrund des sprachphilosophischen Werkes Wittgensteins gesetzt. Das Wittgenstein auch als Architekt arbeitete, ist für Gal noch ein Anlass mehr für seine komplexen Zeit- und Raumverschränkungen.