Alex Hanimann in Genf und Zürich

by Kristin Schmidt

Zwei Galerieausstellungen zeigen Alex Hanimanns spielerischen und anspielungsreichen Umgang mit Wort und Bild. Während bei Bernard Jordan in Zürich neue grossformatige Textarbeiten zu sehen sind, präsentiert Skopia Art Contemporain in Genf eine Werkgruppe mit aktuellen Rasterbildern.

Sprache ist sowohl semantisches als auch phonetisches Werkzeug. Sie besitzt rhythmische und strukturelle Qualitäten. Sie erlaubt es, komplexe Dinge zu veranschaulichen oder simpelste Sachverhalte in die Welt hinauszurufen, so etwa in Gestalt der ausdrucksstarken „Four-letter words“. Alex Hanimanns Textarbeiten vereinen all diese Aspekte der Sprache. Der Künstler spielt mit Bedeutungen, schält Typisches und Prototypisches heraus, zeigt Ähnlichkeiten und Verschiebungen.

Jede Textarbeit ist das Bild des inhaltlichen Potentials der Sprache, aber auch die Summe visueller Zeichen. Hanimann setzt die grossformatigen Blätter mit markanten Formulierungen wie „I Love Hate You Me“ aus Papieren mit Einzelbuchstaben zusammen. Sowohl die Teile, als auch das Ganze sind das Ergebnis eines präzisen, konzentrierten Gestaltungsprozesses mit klassischen Lettern. Aber was sagen die Kurztexte aus? Gerade durch die kalkulierte Setzung der Wörter lassen sie sich auf verschiedene Weise verstehen – es kommt ganz darauf an, welcher Weg durch das Blatt gewählt wird. Hanimann entwickelt im Entwurfsprozess eine Typographie, welche es erlaubt, die Folgen von Pronomen und Verben in mehr als eine Richtung zu lesen. In der daraus resultierenden Mehrdeutigkeit der Inhalte sind die Textarbeiten verwandt mit seinen Zeichnungszyklen. Zudem sind beide das Konzentrat seines enzyklopädischen Interesses an Sprache oder allgemeiner: an Kommunikation. Diese kann schliesslich auch in bildlicher Form stattfinden, zum Beispiel im publizistischen Kontext: Seit langem sammelt Alex Hanimann in Zeitungen oder Magazinen veröffentlichte Bilder. Er begibt sich auf die Spur formaler oder inhaltlicher Verwandtschaften und knüpft überraschende, aber nichtsdestoweniger schlüssige Bande. Er spielt mit Themen und Motiven und selbst noch mit der künstlerischen Umsetzung, denn die gedruckten Bilder werden digitalisiert und vom Druckraster befreit. Anschliessend werden sie neu gerastert in grossformatige Tuschezeichnungen übertragen. Die manuelle Umsetzung und der Verzicht auf Farbe unterstützen wiederum den Charakter der historischen Aufnahmen, zugleich verleihen sie den Bildern eine neue Energie, da der malerische Prozess mit kleinen Fehlern und Unregelmässigkeiten einher geht. Hanimann pendelt zwischen Wort und Bild, zwischen Typo und Text, zwischen Druck und Malerei. Er ist der Spielmacher, der die Bälle verteilt, auf das am Ende die Strategie aufgeht.